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Hunderttausende Mercedes Diesel sind im Zuge des
Abgasskandals verpflichtend zurückgerufen worden.
Im Juli 2022 hat der Europäische Gerichtshof das Thermofenster für unzulässig erklärt. 2023 reagierte das Kraftfahrt-Bundesamt und ruft seitdem hunderttausende Diesel aufgrund eines unzulässigen Thermofensters zurück - auch Mercedes ist betroffen. Mit einer Ausweitung der Rückrufe ist zu rechnen.
Mercedes versuchte wie andere Hersteller auch, im Rahmen von freiwilligen Kundendienstmaßnahmen bei möglichst vielen Fahrzeugen das Software-Update aufzuspielen. So sollten zukünftige Pflicht-Rückrufe klein gehalten werden. Mercedes nutzte dabei sogar Geld und lockte Kunden mit einem 100 Euro Gutschein, wenn diese das Software-Update aufspielen lassen würden. Zunächst freiwillige Aktionen werden jedoch regelmäßig zu Pflicht-Rückrufen.
Ordnet das Kraftfahrt-Bundesamt einen verpflichtenden Rückruf an, werden die betroffenen Mercedes-Fahrer angeschrieben und darüber informiert, dass sie ihr Fahrzeug in die Werkstatt bringen müssen. Ignorieren sie dieses Schreiben, erhalten sie noch mehrere Nachfolgeschreiben, doch in letzter Konsequenz kann es tatsächlich zur Stilllegung des Fahrzeugs kommen. Verpflichtende Rückrufaktionen sollten deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden!
Aufgrund der Thermofenster-Urteile des EuGH und der aktuellen Reaktionen des KBA ist zu erwarten, dass es zu weiteren Rückrufen kommen wird, denn noch immer sind hunderttausende Diesel mit unzulässigem Thermofenster in Betrieb. Mercedes-Fahrer sollten daher aufmerksam auf Schreiben des Kraftfahrt-Bundesamts achten und in Erwägung ziehen, sich hinsichtlich möglicher Schadensersatzansprüche rechtlich beraten zu lassen.
Am 20.02.2023 urteilte das Verwaltungsgericht Schleswig, dass das KBA das Software-Update, das VW zu Beginn des Abgasskandals für den VW Golf mit EA189 Motor entwickelt hatte, nie hätte freigeben dürfen (3 A 113/18). Der Grund: Es enthielt mit dem Thermofenster erneut eine unzulässige Abschalteinrichtung. Am 17.01.2024 bestätigte das VG Schleswig diese Entscheidung für über 20 weitere Modelle aus dem VW-Konzern (3 A 332/20). Ein solches unzulässiges Thermofenster nutzt auch Mercedes in seinen Diesel-Fahrzeugen.
Ende 2023 reagierte das KBA auf die EuGH-Urteile zum Thermofenster und vielleicht auch auf das VG Schleswig und begann mit umfangreichen Rückrufen für Diesel, die ein unzulässiges Thermofenster enthielten. Mit weiteren Rückrufen ist zu rechnen, denn noch immer sind hunderttausende Diesel mit unzulässigem Thermofenster auf den Straßen unterwegs.
Mit dem Thermofenster wird der Temperaturrahmen beschrieben, in dem die Abgasreinigung bei Diesel-Fahrzeugen ordnungsgemäß funktioniert. Unter- und oberhalb bestimmter Temperaturen reduzieren die Hersteller die Abgasreinigung und schalten sie schließlich sogar ganz ab. So reduziert Mercedes die Abgasreinigung seiner Fahrzeuge bereits bei 10 Grad Celsius (bei Fahrzeugen mit Abgasrückführung), bzw. bei 7 Grad Celsius (bei Fahrzeugen mit AdBlue). Laut LG Schleswig muss die Abgasreinigung jedoch bei Temperaturen zwischen -15 Grad und 40 Grad korrekt funktionieren.
Thermofenster, die so programmiert sind wie bei Mercedes, gelten deshalb als unzulässige Abschalteinrichtung. Die Fahrzeuge müssen deshalb ein Software-Update erhalten, mit dem die Ausgestaltung des Thermofensters angepasst wird.
Im Dezember 2023 startete mit dem Mercedes Rückruf die große Thermofenster-Rückrufwelle des Kraftfahrt-Bundesamtes, die bis heute (2025) anhält. Der Mercedes-Rückruf ist jedoch noch immer nicht in der Datenbank des KBA zu finden und es gibt nur spärliche Informationen. Daimler selbst bestätigte einen vom KBA angeordneten Rückruf für eine "niedrige sechsstellige" Zahl von Fahrzeugen, also mindestens 100.000, vielleicht aber auch 300.000. Auch zu den betroffenen Modellen ist wenig bekannt. Daimler spricht von den Abgasnormen Euro 5 und Euro 6b. Aus der Presse (BR und Spiegel berichteten zuerst) ist vom Modell E350 die Rede. Klar ist aber: Hintergrund für den Rückruf ist das Thermofenster, das das KBA bei Mercedes als unzulässig einstuft.
Wann genau der Thermofenster-Rückruf durchgeführt wird, ist noch unklar. Offenbar arbeitet Mercedes noch an dem notwendigen Software-Update. Doch es droht bereits weiteres Ungemach. So untersuchte das KBA im Mercedes E350 neben dem Thermofenster noch zwei weitere Strategien, die es für fragwürdig hielt. Eine davon ist als AdBlue-Dosierstrategie bekannt. Dabei wird nicht ausreichend AdBlue in den Abgasstrom gespritzt und die Fahrzeuge stoßen zu viel Stickoxid aus. Zu dieser und der weiteren Strategie hat das KBA noch keine finale Entscheidung getroffen.
Mercedes Diesel, die von Rückrufen betroffen sind, erhalten in der Regel ein Software-Update. Mit diesem sollen unzulässige Abschalteinrichtungen entfernt und zum Beispiel ein unzulässiges Thermofenster angepasst werden, so dass die Fahrzeuge wieder den gesetzlichen Vorschriften entsprechen. Doch die Software-Updates im Abgasskandal können gravierende negative Folgen haben.
Speziell bezüglich des Thermofensters argumentieren die Hersteller, dass es in seiner aktuellen Ausgestaltung notwendig ist, um Motorschäden oder sogar eine Brandgefahr zu verhindern.
Wenn das Thermofenster jetzt im Zuge der Rückrufe aber angepasst wird, stellt sich die Frage, wie Mercedes dabei zukünftige Motorschäden oder eine Brandgefahr vermeiden will...
Für hunderttausende Mercedes-Fahrer stellt sich daher jetzt die Frage:
Sollen sie mit ihrem Mercedes am Rückruf teilnehmen und das Software-Update aufspielen lassen? Dann müssen sie bedenken, dass das Update negative Folgen haben kann, die bis zu einem Motorschaden reichen können.
Oder sollen sie das Rückruf-Schreiben ignorieren? Dann werden sie jedoch über kurz oder lang die Zulassung für ihr Fahrzeug verlieren und können ihren Mercedes nicht mehr weiterfahren.
Ist auch Ihr Mercedes von einem Abgasskandal-Rückruf betroffen, sollten Sie sich deshalb zu Ihren rechtlichen Möglichkeiten beraten lassen. Der Bundesgerichtshof hat im Juni 2023 entschieden, dass Käufer einen Schadensersatzanspruch haben können, wenn Mercedes in ihrem Fahrzeug fahrlässig eine unzulässige Abschalteinrichtung wie etwa das Thermofenster verbaut hat.
Das Software-Update, insbesondere zur Anpassung des Thermofensters, erhöht die Abgasrückführungsrate (AGR). Hersteller selbst warnen vor einem höheren Risiko für Motorschäden und Brandgefahr, doch die negativen Folgen reichen weiter. Durch die verstärkte AGR steigt die Rußbildung, wodurch sich das AGR-Ventil und der AGR-Kühler schneller zusetzen. Dies kann Leistungsverlust, Ruckeln und einen höheren Dieselverbrauch verursachen. Zudem lagern sich Rußpartikel im Ansaugtrakt und an den Einlassventilen ab, was die Luftzufuhr behindert und die Motorleistung weiter verringert.
Auch der Dieselpartikelfilter (DPF) leidet unter der stärkeren Rußproduktion. Häufigere Regenerationen erhöhen den Dieselverbrauch und den Verschleiß. Setzt sich der Filter zu stark zu, drohen teure Reparaturen oder ein Austausch. Ähnliche Probleme können beim Turbolader auftreten, da sich Rußablagerungen an den Turbinenrädern bilden. Dies kann die Leistung reduzieren oder im schlimmsten Fall zu einem Defekt führen.
Zahlreiche Fahrer berichten nach dem Update von verschlechtertem Ansprechverhalten und höherem Verbrauch. Durch die veränderte Motorsteuerung arbeitet der Motor häufiger in ineffizienten Betriebsmodi, was die CO₂-Emissionen paradoxerweise erhöhen kann. Zusätzlich führt die verstärkte AGR zu einer höheren thermischen Belastung des Motors, wodurch der Verschleiß steigt und langfristig Motorschäden begünstigt werden.
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