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Rückrufe im BMW Abgasskandal

2024 gibt es neue Rückrufe im BMW Dieselskandal - die Fahrzeug enthalten unzulässige Abschalteinrichtungen.

BMW Fahrzeug

Rückrufe im BMW Abgasskandal

Nachdem der Europäische Gerichtshof das Thermofenster als unzulässige Abschalteinrichtung eingestuft und das Verwaltungsgericht Schleswig das VW Software-Update für den EA189 Motor für unzulässig erklärt hat, häufen sich ganz aktuell wieder die Rückrufe im Abgasskandal. Auch bei BMW ist damit zu rechnen, dass es in Kürze zu weiteren umfangreichen Rückrufen kommen wird, denn auch BMW nutzt ein unzulässiges Thermofenster.

Freiwillige Rückrufe

Im Abgasskandal haben viele Hersteller freiwillige Rückrufaktionen angeboten. Damit sollte versucht werden, zukünftige Pflicht-Rückrufe möglichst klein zu halten, indem bereits im Vorfeld bei möglichst vielen Fahrzeugen das Software-Update aufgespielt wurde. Es kommt jedoch immer wieder vor, dass aus zunächst freiwilligen Aktionen dann doch Pflicht-Rückrufe werden.

Verpflichtende Rückrufe

Ordnet das Kraftfahrt-Bundesamt einen Rückruf an und überwacht diesen, bekommen die Halter ein Schreiben, in dem sie darüber informiert werden, dass sie ihr Fahrzeug in die Werkstatt bringen müssen. Andernfalls kann es in letzter Konsequenz tatsächlich zur Stilllegung des Fahrzeugs kommen. Verpflichtende Rückrufaktionen sollten deshalb nicht auf die leichte Schulter genommen werden!

Neue Thermofenster Rückrufe

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen (Thermofenster-Urteile des EuGH und des Verwaltungsgerichts Schleswig, sowie der aktuellen Thermofenster-Rückrufe) ist zu erwarten, dass es in naher Zukunft zu weiteren verpflichtenden Rückrufen auch bei BMW kommen wird. BMW Fahrer sollten daher aufmerksam auf Schreiben des KBAs achten und eine rechtliche Beratung in Erwägung ziehen.

Die Thermofenster-Urteile des VG Schleswig

Was hat das VG Schleswig zum VW-Update entschieden?

Am 20.02.2023 fällte das Verwaltungsgericht Schleswig ein Urteil hinsichtlich des Software-Updates, das der VW-Konzern für den VW Golf entwickelt hatte. Das Urteil ist jedoch auch für andere Hersteller wie BMW von Bedeutung. Denn das VG Schleswig entschied, dass das KBA das Software-Update nie hätte freigeben dürfen (3 A 113/18). Der Grund: Es enthielt mit dem Thermofenster erneut eine unzulässige Abschalteinrichtung. Am 17.01.2024 bestätigte das VG Schleswig diese Entscheidung für über 20 weitere Modelle aus dem VW-Konzern (3 A 332/20). Ein solches unzulässiges Thermofenster nutzt auch BMW in seinen Diesel-Fahrzeugen.

Ende 2023 reagierte das KBA auf die EuGH-Urteile zum Thermofenster und vielleicht auch auf das VG Schleswig und begann mit umfangreichen Thermofenster-Rückrufen. Mit weiteren Rückrufen ist zu rechnen, denn noch immer sind hunderttausende Diesel mit unzulässigem Thermofenster auf den Straßen unterwegs.

Das Thermofenster bei BMW

Auch BMW Diesel nutzen ein Thermofenster. Damit ist der Temperaturbereich gemeint, in dem die Abgasreinigung korrekt funktioniert. Die Deutsche Umwelthilfe hat herausgefunden, dass bei BMW die Abgasreinigung bereits bei Temperaturen unter 18 Grad Celsius, wie sie in Deutschland regelmäßig herrschen, reduziert wurde. Das heißt, die Fahrzeuge stoßen im realen Betrieb auf der Straße viel mehr Stickoxid aus, als auf dem Prüfstand (dort finden die Messungen bei Temperaturen um 23 Grad statt, die Abgasreinigung funktioniert also einwandfrei).

Das VG Schleswig geht in seinen Thermofenster-Urteilen gegen VW davon aus, dass die Abgasreinigung in einem Temperaturbereich zwischen -15 und 40 Grad funktionieren muss und stufte die von VW gewählte Ausgestaltung des Thermofensters (Reduzierung der Abgasreinigung bei unter 10 Grad) deshalb als unzulässig ein. Dies dürfte somit erst Recht auf BMW zutreffen.

Aktuelle BMW Rückrufe im Abgasskandal

2024: BMW X3 wegen Thermofenster zurückgerufen

Nachdem das KBA schon eine Weile Untersuchungen durchgeführt und BMW hierzu angehört hatte, wurde am 22.07.2024 ein offizieller Rückruf veröffentlicht (Code 0011600700 und 0011610700). Er betrifft rund 45.000 Fahrzeuge des Modells BMW X3 aus den Baujahren 2010 bis 2014. Ganz genau geht es um diese beiden Modelle:

Jeweils mit dem Motor N47D20.

Das KBA hatte bei den Fahrzeugen unzulässige Abschalteinrichtungen festgestellt.

Bei den Fahrzeugen erfolgt eine Reduzierung der Abgasrückführung bei eingeschalteter Klimaanlage und bei Außentemperaturen, welche soweit innerhalb des normalen Betriebsbereichs liegen, dass nach den Urteilen des Europäischen Gerichtshofes eine Unzulässigkeit vorliegt. Die Fahrzeuge reduzieren damit in unzulässiger Weise die Wirksamkeit ihrer Schadstoffminderung gegen Stickoxide.

Es geht also unter anderem um das Thermofenster.

Mit einem einfachen Software-Update, wie bei den meisten anderen Abgasskandal-Rückrufen ist hier es hier jedoch nicht getan. Laut KBA müssen auch zahlreiche Hardware-Komponenten, wie der AGR-Kühler inkl. Ventil, der Heißfilmluftmassensensor und ggf. das Reinluftrohr getauscht werden. Zudem muss das AGR-Rohr inklusive dem Temperatursensor gereinigt werden.

Die AGR-Rückrufe bei BMW

Seit 2018 wurden bereits hunderttausende BMW in die Werkstatt gerufen, denn es gibt ein Problem mit dem AGR-Kühler. Dieser könnte undicht sein, was zu einer erhöhten Brandgefahr führt. Und die Gefahr ist real, wie weit über 100 plötzlich in Brand geratene BMWs allein in den letzten Jahren zeigen. Doch BMW hat Lieferschwierigkeiten. Der Hersteller weist seine Kunden zwar auf die Gefahr hin, lässt sie dann aber monatelang auf einen neuen AGR-Kühler warten.

Viele BMW-Fahrer haben diesen Rückruf schon mehrfach hinter sich und bereits den dritten oder gar vierten AGR-Kühler in ihrem Auto. Betroffen sind nahezu alle Modelle:

  • BMW 1er
  • BMW 2er
  • BMW 3er
  • BMW 4er
  • BMW 5er
  • BMW 6er
  • BMW 7er
  • BMW X1
  • BMW X3
  • BMW X4
  • BMW X5
  • BMW X6

BMW-Fahrer, deren Fahrzeug auch von diesen AGR-Rückrufen betroffen ist, können sich kostenfrei über ihre Rechte informieren.

Weitere Informationen zu den Rückrufen finden Sie hier:

Rückrufaktion 0011810600

Rückrufaktion 0011XX0700

Rückrufaktion 0011350700

Mögliche Folgen des Software-Updates

Software-Update kann zu Motorschäden und Brandgefahr führen

BMW weist in von uns geführten Verfahren selbst auf eine mögliche Brandgefahr für Fahrzeuge hin, bei denen das Thermofenster angepasst werden muss. Zu der aktuellen (unzulässigen) Ausgestaltung des Thermofensters heißt es von Seiten BMWs:

„Verbliebene Temperaturabhängigkeiten dienen zum Schutz des Motors vor plötzlichen Folgeschäden von Versottung und Verlackung, was nichts mit einem Verschleiß zu tun hat, denn es gibt kein Wartungsintervall, das diese Beschädigungen, die u.U. zu einem Fahrzeugbrand führen können, verhindert (so musste die Beklagte [BMW] u.a. aufgrund der gewählten hohen Abgasrückführungsraten Millionen PKW zurückrufen, da sich im Ansaugtrakt zündfähige Ablagerungen bilden konnten, die zum Brand der Ansaugbrücke des Motors und dem PKW führen konnten).“

Wenn das Thermofenster jetzt im Zuge der Rückrufe aber angepasst wird, stellt sich die Frage, wie BMW die Fahrzeuge und seine Kunden von einer zukünftig erhöhten Brandgefahr und möglichen Motorschäden schützen will...

Was sollen BMW-Fahrer bei einem Rückruf tun?

BMW-Fahrer, die von einem Rückruf betroffen sind, stehen deshalb jetzt vor einer unangenehmen Situation und müssen sich entscheiden:

Sollen sie mit ihrem BMW am Rückruf teilnehmen und das Software-Update aufspielen lassen? Dann müssen sie damit rechnen, dass das Update negative Folgen haben kann, die bis zu einem Motorschaden und einer erhöhten Brandgefahr reichen können.

Oder sollen sie das Rückruf-Schreiben ignorieren? Dann werden sie jedoch über kurz oder lang die Zulassung für ihren BMW verlieren und können ihr Fahrzeug nicht mehr weiterfahren.

Ist auch Ihr BMW von einem Abgasskandal-Rückruf betroffen, sollten Sie sich deshalb zu Ihren rechtlichen Möglichkeiten beraten lassen. Der Bundesgerichtshof hat im Juni 2023 entschieden, dass Käufer einen Schadensersatzanspruch haben können, wenn der Hersteller in ihrem Fahrzeug fahrlässig eine unzulässige Abschalteinrichtung (wie etwa das Thermofenster) verbaut hat.

Weitere mögliche Folgen des Software-Updates

Das Software-Update, insbesondere zur Anpassung des Thermofensters, führt zu einer erhöhten Abgasrückführungsrate (AGR). Hersteller selbst warnen vor einem steigenden Risiko für Motorschäden und Brandgefahr, doch die negativen Folgen gehen noch weiter. Durch die verstärkte AGR nimmt die Rußbildung zu, wodurch sich das AGR-Ventil und der AGR-Kühler schneller zusetzen. Dies kann zu Leistungsverlust, Ruckeln und einem höheren Kraftstoffverbrauch führen. Zudem lagern sich Rußpartikel im Ansaugtrakt und an den Einlassventilen ab, was die Luftzufuhr einschränkt und die Motorleistung weiter mindert.

Auch der Dieselpartikelfilter (DPF) ist betroffen, da die stärkere Rußproduktion häufigere Regenerationen erfordert. Dies steigert den Kraftstoffverbrauch und beschleunigt den Verschleiß. Setzt sich der Filter zu stark zu, sind teure Reparaturen oder ein Austausch nötig. Der Turbolader kann ebenfalls leiden, wenn sich Rußablagerungen an den Turbinenrädern bilden. Dies kann die Leistung beeinträchtigen oder im schlimmsten Fall zu einem Defekt führen.

Viele Fahrer berichten nach dem Update von schlechterem Ansprechverhalten und erhöhtem Spritverbrauch. Zudem belastet die verstärkte AGR den Motor thermisch stärker, was den Verschleiß fördert und langfristig das Risiko für Motorschäden erhöht.

Mögliche negative Folgen des Diesel-Software-Updates