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Abgasrückführung (AGR)

Die Abgasrückführung (AGR) ist ein Verfahren zur Reduzierung der Emissionen bei Verbrennungsmotoren – insbesondere bei Dieselmotoren. Dabei wird ein Teil der Abgase aus dem Abgaskrümmer erneut in den Ansaugtrakt geleitet, um dort mit der Frischluft vermischt zu werden. Ziel ist es, die Verbrennungstemperatur zu senken und dadurch die Entstehung von Stickoxiden (NOx) zu reduzieren. Geregelt wird der Prozess über das sogenannte AGR-Ventil, in komplexeren Systemen auch über AGR-Kühler und Sensorik.

Funktionsweise und Bedeutung

Durch die Rückführung der Abgase entsteht ein Sauerstoffmangel in der Zylinderfüllung, wodurch die Verbrennung weniger heiß abläuft. Da Stickoxide vor allem bei hohen Temperaturen entstehen, trägt die AGR maßgeblich dazu bei, die Emissionsgrenzwerte einzuhalten – insbesondere im Hinblick auf die Euro-Abgasnormen.

Abgasrückführung im Abgasskandal

Im Abgasskandal wurde die AGR gezielt manipuliert. Viele Hersteller implementierten unzulässige Abschalteinrichtungen, durch die die Abgasrückführung im normalen Fahrbetrieb – also außerhalb definierter Prüfstandsbedingungen – reduziert oder gar vollständig deaktiviert wurde. Typische Beispiele sind:

  • Thermofenster: AGR wird nur bei bestimmten Außentemperaturen aktiviert (z. B. zwischen 15 °C und 33 °C). Außerhalb dieses Bereichs – also zu einem überwiegenden Teil des Jahres – bleibt das System inaktiv.
  • Timer: Die AGR ist nur für eine begrenzte Zeit nach dem Motorstart aktiv – beispielsweise 22 Minuten, so lange wie der Test auf dem Prüfstand dauert – danach wird sie zurückgefahren.
  • Lenkwinkelerkennung: Die AGR funktioniert nur bei Prüfstandsbedingungen (z. B. konstanter Geradeausfahrt).

Diese Strategien führten dazu, dass die Fahrzeuge auf dem Prüfstand die gesetzlichen Grenzwerte einhielten, im Realbetrieb auf der Straße jedoch ein Vielfaches davon ausstießen. Die AGR war damit nicht – wie gesetzlich vorgeschrieben – dauerhaft funktionsfähig, sondern nur temporär aktiv.

Folgen der AGR-Manipulationen

Nach Bekanntwerden der Manipulationen ordnete das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in vielen Fällen verpflichtende Software-Updates an. Hierdurch wurden die unzulässigen Abschalteinrichtungen entfernt und die AGR funktionierte dauerhaft. Das hatte in der Praxis jedoch teils gravierende technische Konsequenzen:

  • Vermehrter Rußeintrag in den Dieselpartikelfilter (DPF)
  • Schnellerer Verschleiß von AGR-Ventilen und AGR-Kühlern
  • Motorruckeln, erhöhter Verbrauch, Leistungsverlust
  • Gefahr von Motorschäden und erhöhter Brandgefahr