Abgasnachbehandlung
Bei der Abgasnachbehandlung handelt es sich um die Maßnahmen, mit denen die Schadstoffe im Abgasstrom eines Fahrzeugs nach der Verbrennung reduziert oder in ungefährlichere Emissionen umgewandelt werden. So soll der Ausstoß an Stickoxiden, Ruß und anderen Emissionen minimiert werden.
Was ist das Ziel der Abgasnachbehandlung?
Das Ziel der Abgasnachbehandlung ist die Reduktion von Schadstoffen, die vom Fahrzeug ausgestoßen werden. Während bei der Abgasrückführung die schädlichen Abgase schon vor der Verbrennung dem Motor wieder zugeführt werden, um die Emissionen zu verringern, erfolgt die Abgasnachbehandlung nach dem Verbrennungsvorgang.
Welche Formen der Abgasnachbehandlung gibt es?
Eine der wichtigsten Formen der Abgasnachbehandlung ist die selektive katalytische Reduktion. Hierbei wird mittels eines SCR-Katalysators der Harnstoff AdBlue in den Abgasstrom gespritzt. Aufgrund der hohen Umgebungstemperaturen zersetzt sich der Harnstoff in Ammoniak. Dieses wiederum zerlegt die schädlichen Stickoxide im Abgasstrom zu unschädlichem Stickstoff und Wasserdampf. So stoßen die Fahrzeuge deutlich weniger Stickoxide aus.
Ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Abgasnachbehandlung spielt der Dieselpartikelfilter (DPF). Er filtert schädliche Rußpartikel aus dem Abgasstrom und verbrennt diese durch regelmäßige Regenerationszyklen. So kann der Partikelausstoß deutlich reduziert werden.
Auch der Oxidationskatalysator und der NOx-Speicherkatalysator tragen zur Abgasnachbehandlung bei und reduzieren die ausgestoßenen Schadstoffe. In der Regel werden bei der Abgasreinigung verschiedene Systeme kombiniert, so können Euro 6 Fahrzeuge sowohl einen SCR-Katalysator, als auch einen Dieselpartikelfilter und einen Oxidationskatalysator nutzen.
Warum wurde die Abgasnachbehandlung im Abgasskandal manipuliert?
In erster Linie VW, aber auch andere Hersteller manipulierten über Jahre die Abgasnachbehandlung ihrer Diesel-Fahrzeuge. Im Herbst 2015 kam der Diesel Abgasskandal ans Licht. Die Hersteller wollten, dass die Fahrzeuge auf dem Prüfstand sauber waren, um die gewünschte Typengenehmigung erhalten zu können. Gleichzeitig war man aber nicht bereit, die dafür notwendigen Kosten oder technischen Maßnahmen dauerhaft umzusetzen. Denn würde die Abgasnachbehandlung dauerhaft korrekt funktionieren, würde dies unter anderem zu einem erhöhten Spritverbrauch führen, einen größeren AdBlue-Tank oder ein häufigeres Nachfüllen von AdBlue nötig machen oder den Motor stärker beanspruchen. Diese Effekte wollten die Hersteller vermeiden. So wurde die Abgasnachbehandlung manipuliert, um zwar auf dem Papier ein sauberes Auto zu präsentieren, jedoch ohne die damit einhergehenden Folgen für den Hersteller selbst oder die Verbraucher in Kauf nehmen zu müssen.
Die Manipulation war relativ einfach, da der bis 2017 gültige NEFZ-Prüfzyklus sehr anfällig für Manipulationen war. Mit Einführung des WLTP-Verfahrens, vor allem in Kombination mit dem RED-Verfahren, bei dem die Fahrzeuge nicht im Labor, sondern auf der Straße getestet werden, hofft der Gesetzgeber, zukünftige Manipulationen zumindest zu erschweren.
Wie wurde die Abgasnachbehandlung manipuliert?
Anhand verschiedener Parameter konnten die Fahrzeuge erkennen, ob sie sich auf dem Prüfstand befanden oder im Realbetrieb bewegt wurden. Hierzu gehörten zum Beispiel die Temperatur (die entsprechende Abschalteinrichtung ist als Thermofenster bekannt), der Lenkwinkel oder die Länge der Fahrt (zum Beispiel durch den von Fiat genutzten Timer). Im Prüfstandsmodus stießen die Fahrzeuge weniger Stickoxid aus, weil die Abgasnachbehandlung korrekt funktionierte. Auf der Straße wurde die Abgasnachbehandlung dagegen reduziert, so dass sich die Emissionen um ein Vielfaches erhöhten.
Welche Folgen hat das Software-Update auf die Abgasnachbehandlung?
Im Zuge des Abgasskandals ordnete das Kraftfahrt-Bundesamt verpflichtende Software-Updates für Millionen Diesel an. Hierdurch sollten unzulässige Abschalteinrichtungen entfernt werden, so dass die Abgasnachbehandlung auch auf der Straße korrekt funktionierte. Dies hatte jedoch Folgen. Zwar waren die Autos nun sauberer, doch führte das Software-Update häufig zu einem erhöhten Kraftstoffverbrauch, es kam zu häufigeren DPF-Regenerationen (was zu einem verstopften Dieselpartikelfilter führen kann), und selbst die Gefahr von Motorschäden oder eines Fahrzeugbrands (zum Beispiel bei überhitzten AGR-Kühlern) erhöhte sich.
Die Abgasnachbehandlung spielt somit eine wesentliche Rolle in der technischen und rechtlichen Aufarbeitung des Abgasskandals.