RDE (Real Driving Emissions)
RDE steht für „Real Driving Emissions“ und bezeichnet ein Abgastestverfahren, bei dem die Schadstoffemissionen eines Fahrzeugs unter realen Fahrbedingungen auf der Straße gemessen werden – im Gegensatz zu den zuvor lediglich üblichen Labortests (z. B. NEFZ oder WLTP). Ziel des RDE Testverfahrens ist es, realitätsnahe Daten über den Ausstoß von Stickoxiden (NOx) und Partikeln zu erfassen.
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Hintergrund der Einführung des RDE-Verfahrens
Schon lange war durch Messungen bekannt, dass Dieselfahrzeuge auf der Straße wesentlich mehr Stickoxide ausstoßen, als auf dem Rollenprüfstand und auch der Verbrauch deutlich höher war. Das lange gültige NEFZ Verfahren lieferte realitätsferne Werte. Es kam damit zwar den Autobauern entgegen, sorgte bei Autofahrern aber für Unmut, da sie unter anderem durch einen viel höheren Kraftstoffverbrauch höhere Kosten hatten, als gedacht. Auch den Ländern entgingen Steuereinnahmen, denn durch die geschönigten CO2-Werte fiel die Kfz-Steuer bei vielen Fahrzeugen niedriger aus, als es hätte sein müssen.
Die EU wollte dies nicht länger akzeptieren und führte ab 2017 das WLTP-Verfahren ein. Auch hier wurden die Emissionen und der Verbrauch auf dem Prüfstand gemessen. Die Bedingungen waren jedoch realistischer, so dass glaubwürdigere Werte zustandekamen. Um noch besser kontrollieren zu könne, was die Kraftfahrzeuge tatsächlich an Emissionen ausstießen, wurde zusätzlich zum WLTP das RDE-Verfahren eingeführt, bei dem die Werte im realen Fahrbetrieb ermittelt werden.
Die Einführung von RDE erfolgte jedoch Schritt für Schritt. So galt zunächst ein Konformitätsfaktor, das heißt, die auf der Straße gemessenen Werte durften um das 2,1-fache höher sein, als die im Labor gemessenen Werte. Nach und nach wurde dieser Faktor auf 1 herabgesetzt, so dass Euro 6e Fahrzeuge auch auf der Straße die Grenzwerte (beispielsweise 80 mg/km Stickoxid) einhalten müssen. Auch die Messtoleranz wurde mit der Zeit herabgesetzt und liegt nun nur noch bei 0,1. Die auf der Straße im RDE Verfahren gemessenen Werte müssen also nahezu identisch mit den im Labor gemessenen Werten sein, um die Typengenehmigung zu erhalten.
Wie funktioniert der RDE-Test?
Die Bedingungen, unter denen das RDE-Verfahren durchgeführt wird, werden in der europäischen Verordnung (EG) 2016/427 geregelt, dort speziell in Artikel 5.
- Das Fahrzeug wird mit einem mobilen Emissionsmessgerät (PEMS: Portable Emission Measurement System) ausgestattet.
- Die Testfahrt findet auf öffentlichen Straßen statt – mit Stadt-, Landstraßen- und Autobahnanteil, wobei jeder Abschnitt etwa ein Drittel der gesamten Fahrt abbilden soll.
- Die Mindeststrecke beträgt jeweils 16 Kilometer.
- Die Fahrweise ist dynamisch und orientiert sich an typischem Alltagsverkehr.
- Gemessen wird über mindestens 90 Minuten.
- Die Außentemperatur liegt bei 0 bis 30 C°
- Die Klimaanlage und sonstige Nebenverbraucher dürfen genutzt werden.
RDE im Kontext des Abgasskandals
Der Abgasskandal wurde im September 2015 bekannt. Amerikanische Behörden entdeckten, dass VW bei Dieselfahrzeugen die Abgasreinigung manipuliert hatte. Mit Hilfe von unzulässigen Abschalteinrichtungen konnten die Pkw die Prüfstandssituation erkennen und schalteten dann in einen sauberen Modus. Im realen Betrieb auf der Straße stießen sie dagegen ein Vielfaches der erlaubten Menge an Stickoxid aus. Auch bei weiteren Herstellern wie Audi, Mercedes und Fiat wurden in der Folge diverse Variationen von unzulässigen Abschalteinrichtungen entdeckt.
Zu dem Zeitpunkt war die Einführung des WLTP- und des RDE-Verfahrens bereits beschlossen. Der Abgasskandal machte aber noch einmal sehr deutlich, wie wichtig die korrekte Messung der Stickoxide gerade auf der Straße ist, um die Manipulation durch die Hersteller in Zukunft verhindern zu können. Durch die Einführung von RDE wurden die gesetzlichen Anforderungen deutlich verschärft – und die Prüfsituation manipulationsresistenter gestaltet.
Zudem können RDE-Tests aufdecken, ob ein Fahrzeug nach einem im Dieselskandal angeordneten Software-Update tatsächlich umweltfreundlicher fährt – oder weiterhin unzulässig hohe Schadstoffwerte ausstößt. So konnten viele Fahrzeuge auch nach dem Update durch unabhängige RDE-Messungen als weiterhin problematisch identifiziert werden.