SCR-Katalysator (Selective Catalytic Reduction)

Der SCR-Katalysator ist ein Abgasnachbehandlungssystem zur gezielten Reduktion von Stickoxiden (NOx) in Dieselmotoren. „SCR“ steht für „Selective Catalytic Reduction“, also selektive katalytische Reduktion. Dabei wird ein Harnstoffgemisch – bekannt unter dem Handelsnamen AdBlue – in den Abgasstrom eingespritzt. Dieses wandelt unter Hitzeeinwirkung die Stickoxide in harmlosen Stickstoff (N₂) und Wasserdampf (H₂O) um. Im Dieselskandal spielt die Manipulation der Abgasnachbehandlung eine große Rolle.



Erstellt am - letztes Update:

Funktionsweise des SCR-Katalysators

Mit der Einführung der Euro 6 Abgasnorm erhöhte sich die Zahl der Diesel, die einen SCR-Katalysator nutzen, sprunghaft. Denn war bis dahin die Nutzung eines Partikelfilters und eines NOx-Speicherkatalysators in der Regel ausreichend für die Abgasreinigung, wurden nun durch die strengeren Grenzwerte weitere Systeme zur Abgasreinigung nötig. Der Grenzwert für Stickoxid wurde für die Euro 6 Norm auf 80 mg/km gesenkt. Ohne SCR war dies kaum zu schaffen.

Diesel mit SCR-Katalysator nutzen AdBlue. Die Harnstofflösung wird vor dem Katalysator in den Abgasstrom gespritzt. Im heißen Abgas zerfällt es zu Ammoniak (NH₃) und Kohlendioxid (CO2). Das Ammoniak reagiert im Katalysator mit den Stickoxiden und wandelt diese in Stickstoff und Wasser um. Die Stickoxidemissionen können so deutlich gesenkt werden (andere Emissionen werden nicht gesenkt, daher der Begriff selektive also ausgewählte katalytische Reduktion). Die chemische Reaktion erfolgt bei Temperaturen zwischen 200 und 400 °C.

Die Rolle des SCR-Katalysators im Abgasskandal

Im Rahmen des Dieselskandals rückte der SCR-Katalysator in den Fokus, da viele Hersteller zwar auf dem Papier ein funktionierendes SCR-System verbaut hatten, dieses aber im realen Fahrbetrieb nicht oder nur eingeschränkt aktiv war, so dass die Fahrzeuge auf dem Prüfstand zwar sauber waren, im realen Betrieb auf der Straße aber ein Vielfaches der erlaubten Menge an Stickoxid (NOx) ausstießen.

Abhängig von verschiedenen Parametern – beispielsweise dem Fahrverhalten, der Temperatur, des Lenkwinkelns oder einfach der Zeit – wurde die Prüpfstandssituation erkannt und nur dann ausreichend AdBlue eingespritzt, um eine funktionierende Abgasreinigung zu gewährleisten. Den größten Teil der Zeit waren die manipulierten Fahrzeuge jedoch zu dreckig unterwegs. Es wurde nicht ausreichend Harnstoff eingespritzt und die Abgase dementsprechend auch nicht ausreichend gereinigt.

Die Hersteller wollten Harnstoff sparen. So konnten sie zum einen einen kleineren AdBlue-Tank einbauen und zum anderen sicherstellen, dass die Harnstofflösung im Zuge der regelmäßigen Inspektionstermine in der Werkstatt nachgefüllt werden konnte und sich die Kunden nicht selbst damit befassen mussten. Die Autos konnten somit günstiger angeboten werden und waren attraktiver für die Kunden. Diese wussten jedoch nicht, dass sich in den Dieseln unzulässige Abschalteinrichtungen befanden.

Folgen des Dieselskandals für Verbraucher

In Folge der Aufdeckung des Abgasskandals wurden zahlreiche Fahrzeuge mit SCR-Systemen vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zurückgerufen. Dabei wurde ein Software-Update aufgespielt, das die AdBlue-Dosierung dauerhaft aktivieren sollte. Dies konnte jedoch negative Folgen haben, allen voran natürlich einen erhöhten AdBlue-Verbrauch, aber auch für die Langlebigkeit des Motors. Denn die Hardware war größtenteils nicht darauf ausgelegt, dass die Abgasreinigung dauerhaft aktiv war. So kam es in der Folge der Updates vermehrt zu Defekten am Partikelfilter, am Katalysator oder am System für die Abgasrückführung.