WLTP (Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure)

Der WLTP ist ein seit 2017 in der EU verpflichtendes Testverfahren zur Ermittlung von Kraftstoffverbrauch, CO₂-Ausstoß und Schadstoffemissionen bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen. Es wurde als Nachfolger des NEFZ eingeführt, um realitätsnähere und belastbarere Werte zu liefern.



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Warum wurde das WLTP-Verfahren eingeführt?

Lange war bekannt, dass die Werte, die unter dem NEFZ (Neuer europäischer Fahrzyklus) Verfahren ermittelt wurden, nichts mit der Realität zu tun hatten. Für die Verbraucher war das ärgerlich, weil sie einen viel höheren Verbrauch mit entsprechenden Kosten hatten. Aber auch für die Staatskassen war dies ein Problem. Denn durch geschönigte CO2-Werte fiel die Kfz-Steuer der Fahrzeuge niedriger aus, als sie es eigentlich hätte sein müssen.

Als Konsequenz entschieden die Behörden, zu 2017 das Worldwide Harmonized Light-Duty Vehicles Test Procedure (WLTP) einzuführen. Um Fahrzeuge noch besser kontrollieren zu können, wurde zudem das RDE Verfahren eingeführt, bei dem die Emissionen direkt im Betrieb auf der Straße gemessen werden.

Merkmale des WLTP Verfahrens und Unterschiede zum NEFZ

Auch wenn die WLTP-Werte nicht der Realität entsprechen, ist das Prüfverfahren doch wesentlich genauer und erlaubt aufgrund von strengeren Bedingungen weniger Schlupflöcher für die Hersteller.

  • Dauer: ca. 30 Minuten (20 Minuten)
  • Teststrecke: 23,3 Kilometer (11 Kilometer)
  • Dynamischere Fahrweise: realistischere Beschleunigungen, höhere Geschwindigkeiten bis 131 km/h (maximal 120 km/h)
  • Berücksichtigung von Fahrzeugausstattung: Zusatzausstattung wie Felgengröße und Klimaanlage wird bei der Berechnung berücksichtigt (Klimaanlage und weitere Verbraucher ausgeschaltet)
  • Temperatur: Test bei 23 °C mit Korrekturfaktor auf 14 °C (zwischen 20 und 30 C°)
  • Mittlere Geschwindigkeit: 46,5 km/h (33,6 km/h)

WLTP im Kontext des Abgasskandals

Der WLTP wurde zwar bereits vor Bekanntwerden des Dieselskandals auf UN-Ebene entwickelt, seine Einführung in der EU erhielt jedoch durch den Skandal starke politische und öffentliche Unterstützung. Denn der Abgasskandal machte deutlich, dass das bisherige Testverfahren (NEFZ) leicht von den Herstellern manipuliert werden konnte und die Fahrzeuge im realen Betrieb auf der Straße deutlich mehr Schadstoffe ausstießen als im Labor gemessen.

Mit dem WLTP wurde das Prüfverfahren angepasst.

  • Manipulationen durch Prüfstandserkennung wurden erschwert
  • Der Fahrzyklus wird realistischer abgebildet, was zu höheren, aber glaubwürdigeren Verbrauchs- und Emissionswerten führte
  • Fahrzeugausstattungen und -varianten wurden berücksichtigt

Gleichzeitig wurde das RDE-Verfahren (Real Driving Emissions) eingeführt, bei dem Emissionen unter realistischeren Fahrbedingungen auf der Straße gemessen werden. Die Vorgaben für den RDE wurden immer weiter angepasst, so dass inzwischen die Werte auf der Straße denen aus dem Labor nahezu 100% entsprechen müssen. Die Kombination aus WLTP und RDE soll verhindern, dass Hersteller – wie im Abgasskandal – gesetzliche Grenzwerte nur im Labor einhalten, aber im Alltag überschreiten.

Bedeutung für Verbraucher und Hersteller

Durch das WLTP-Verfahren steigen der Kraftstoffverbrauch und die offiziell gemessenen Emissionswerte, was sich etwa auf die Kfz-Steuer auswirken kann. Für Hersteller bedeutet es, dass sie ihre Fahrzeuge technisch tatsächlich emissionsärmer gestalten müssen, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen – nicht nur auf dem Papier.