AGR-Update
Das AGR-Update bezeichnet das Software-Update, das Millionen Fahrzeuge unter anderem von VW im Abgasskandal erhalten mussten. Doch das AGR-Update sorgt für viele Folgeprobleme bei den betroffenen Fahrzeugen.
Was ist ein AGR-Update?
Mit dem AGR-Update werden unzulässige Abschalteinrichtungen entfernt. Die Abgasrückführungsrate wird dabei erhöht, damit die Fahrzeuge weniger Stickoxid ausstoßen. Da die Hardware jedoch nicht darauf ausgelegt ist, dass die Abgasreinigung dauerhaft aktiv ist und auch mit den erhöhten Abgasrückführungsraten oft nicht zurecht kommt, gibt es viele Probleme mit defekten Teilen.
Welche Funktion hat die Abgasrückführung (AGR)?
Die Abgasrückführung in Diesel-Fahrzeugen ist ein Teil der Abgasreinigung. Sie trägt dazu bei, den Ausstoß von Stickoxiden zu reduzieren.
Bei der Abgasrückführung wird ein Teil der Abgase durch das AGR-Ventil der Ansaugluft wieder zugemischt. So entsteht ein Sauerstoffmangel im Zylinder. Hierdurch werden die Temperaturen, bei denen die Verbrennung stattfindet gesenkt. Da Stickoxide vor allem bei hohen Temperaturen entstehen, sorgt dies wiederum für eine Reduzierung von NOx.
Warum musste das AGR-Update im Abgasskandal durchgeführt werden?
VW, aber auch andere Hersteller wie Audi oder BMW nutzten im Abgasskandal unzulässige Abschalteinrichtungen. Diese sorgten auf verschiedene Weise dafür, dass die Diesel-Fahrzeuge auf dem Prüfstand zwar den Stickoxid-Grenzwert einhielten, nicht aber auf der Straße. Hier wurde die Abgasreinigung reduziert oder gar ganz abgeschaltet. So wurde bei VW die Abgasrückführung auf Basis einer Umschaltlogik betrieben. Erkannte das Fahrzeug anhand verschiedener Parameter (wie zum Beispiel der Lenkwinkelerkennung), dass es sich auf dem Prüfstand befindet, war die Abgasreinigung aktiv. Im Realbetrieb wurde dagegen in den dreckigeren Modus geschaltet. Beim sogenannten Thermofenster war die Abgasreinigung nur in einem bestimmten Temperaturrahmen aktiv und beim Timer von Fiat wurde sie einfach nach 22 Minuten Fahrtzeit abgeschaltet.
Nachdem der Dieselskandal bekannt wurde, ordnete das Kraftfahrt-Bundesamt für Millionen Fahrzeuge Rückrufe an. Sie mussten in die Werkstatt gebracht werden, um dort ein Software-Update zu erhalten. Mit diesen AGR-Updates sollten die unzulässigen Abschalteinrichtungen entfernt werden. Die Abgasrückführung war in der Folge dauerhaft aktiv, so dass die Abgase ausreichend gereinigt wurden und die Fahrzeuge den Stickoxid-Grenzwert nicht überschritten.
Welche Auswirkungen kann ein AGR-Update haben?
Das KBA ordnete die Rückrufe zwar zum Teil auf freiwilliger Basis, überwiegend aber verpflichtend an. Fahrer betroffener Diesel hatten somit keine Wahl - sie mussten das Update aufspielen lassen. Denn alternativ drohte in letzter Konsequenz die Stilllegung ihres Fahrzeugs.
Dass Autofahrer zögerten, das Software-Update durchführen zu lassen, liegt an den vielen Problemen, die damit einhergehen können. Viele Hardwarekomponenten der Diesel waren nicht auf eine dauerhaft aktive Abgasreinigung und höhere AGR-Raten ausgelegt. So häuften sich binnen weniger Monate nach Aufspielen der ersten AGR-Updates Berichte über Defekte und andere negative Folgen für die Gesundheit und Langlebigkeit des Motors.
Berichtet wurde über einen erhöhten Kraftstoff- und AdBlueverbrauch, sowie über eine nachlassende Leistung und ein Ruckeln des Motors. Besonders bei VW gab es vermehrt Probleme mit einem defekten AGR-Ventil. Durch die erhöhte AGR Rate kommt es zu einer Verkokung des Ventils. Zudem zeigen sich erhöhte Rußablagerungen im Ansaugtrakt und auch ein verstopfter Dieselpartikelfilter kann eine Folge des AGR-Updates sein.
Das Problem: Autofahrer bleiben in der Regel auf den Kosten für die Reparatur sitzen. Denn die Hersteller wollen Werkstatt-Kosten nur dann übernehmen, wenn die Kunden den konkreten Zusammenhang zwischen dem AGR-Update und dem Schaden nachweisen können. Dies ist jedoch kaum möglich. Viele lassen die Reparatur daher am liebsten in einer freien Werkstatt durchführen, da dies wesentlich günstiger ist, als bei einer Vertragswerkstatt.
Zu den extremsten möglichen Folgen des AGR-Updates zählen Motorschäden und eine erhöhte Brandgefahr.
Welche Rechte haben betroffene Fahrzeughalter nach einem AGR-Update?
Betroffene Fahrzeughalter können im Abgasskandal Schadensersatz geltend machen. Mit Urteil vom 25.05.2020 wurde die Volkswagen AG erstmals durch den BGH zu Schadensersatz im Abgasskandal verurteilt. Tausende Autofahrer reichten Klagen ein und setzten ihre Ansprüche auf Schadensersatz erfolgreich durch. Sehen die Gerichte eine vorsätzliche sittenwidrige Schädigung aus § 826 BGB, können die Kläger den Kaufvertrag rückabwickeln und ihr Fahrzeug gegen Erstattung des Kaufpreises und unter Anrechnung einer Nutzungsentschädigung zurückgeben. Dies ist auch dann möglich, wenn das AGR-Update bereits aufgespielt wurde. Um mögliche Folgeprobleme müssen sie sich dann keine Gedanken mehr machen.
Im Juni 2023 passte der BGH seine Rechtsprechung verbraucherfreundlich an. Er entschied in einem neuen Urteil, dass bereits dann Ansprüche gegeben sein können, wenn die Hersteller fahrlässig eine unzulässige Abschalteinrichtung eingebaut haben. Dies trifft zum Beispiel auf das bekannte Thermofenster zu.