Volvo Dieselskandal - Jetzt Schadensersatz fordern

Volvo ist ebenfalls in den Dieselskandal verwickelt. Auch der schwedische Hersteller nutzt ein Thermofenster. 2025 ordnet das KBA deshalb einen verpflichtenden Rückruf zunächst für den XC60 an.

Der Europäische Gerichtshof hat solche Abschalteinrichtungen für unzulässig erklärt und bestätigt, dass bereits durch den fahrlässigen Einbau einer solchen ein Anspruch auf Schadensersatz besteht. Eine Einschätzung, die der BGH am 26.06.2023 bestätigt hat.



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Volvo Diesel nutzen unzulässiges Thermofenster - Rückruf!

Schon im Januar 2020 konnte durch das "Emissions-Kontroll-Institut" (EKI) eine Abschalteinrichtung beim Volvo Diesel-SUV vom Typ XC60 mit einem 2.0 Liter Motor der Schadstoffklasse Euro 5 nachgewiesen werden. Volvo bestätigte dem Spiegel, BR Recherche und Plusminus daraufhin , dass über einen Sensor im Außenspiegel die Abgase des Fahrzeuges reguliert werden. Das somit vorhandene Thermofenster, argumentiert Volvo, sei "Industriestandard" und diene wie bei jedem anderen Hersteller auch dem Motorschutz.

Inzwischen haben jedoch sowohl der EuGH als auch der BGH bestätigt, dass ein Thermofenster bereits einen Schadensersatzanspruch bedingen kann (EuGH-Urteil C-100/21 vom 21.03.2023, BGH-Urteil VIa ZR 335/21 vom 26.06.2023)

Im Juni 2025 wurde bekannt, dass das Kraftfahrt-Bundesamt einen verpflichtenden Rückruf aufgrund des Thermofensters angeordnet hat. Schon seit 2023 hatte das KBA Volvo widerholt zur Mitteilung geeigneter Abhilfemaßnahmen zur Beseitigung des Thermofensters (das KBA spricht selbst von "Mangel") aufgefordert. Volvo äußerte sich jedoch nicht zu den Vorwürfen und hoffe offenbar, das Ganze aussitzen zu können. Doch nun ist die Geduld des KBA am Ende. Am 30.06.2025 ordnete es einen verpflichtenden Rückruf und eine sofortige Umsetzung an. Betroffen sind zunächst 1.700 Fahrzeuge des Typs

Volvo XC60 2.0 Liter Diesel Euro 5 mit Erstzulassung zwischen 03/11 und 04/13

Hintergrund ist das Thermofenster. Der Temperaturbereich, in dem die Abgasrückführung reduziert wird ist bei Volvo so appliziert, dass die Reduzierung den überwiegenden Teil des Jahres erfolgt. Somit handelt es sich gemäß der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs um eine unzulässige Abschalteinrichtung.

Dass dieser Rückruf auch auf weitere Fahrzeuge ausgeweitet werden wird, ist naheliegend. 130.000 Volvo Diesel könnten in Kürze betroffen sein. Da es sich um einen verpflichtenden Rückruf handelt, haben die Halter keine Wahl: Ignorieren sie die Aufforderung, ihr Fahrzeug in die Werkstatt zu bringen und ein Software-Update aufspielen zu lassen, droht die Stilllegung.

HAHN Rechtsanwälte erreicht OLG Urteil gegen Volvo

Ende 2024 konnte HAHN Rechtsanwälte vor dem Oberlandesgericht Bamberg bereits ein Urteil gegen Volvo erreichen. Das Gericht sprach dem Kläger aufgrund eines in seinem Volvo installierten Thermofensters einen Differenzschaden in Höhe von 10% des Kaufpreises zu. Inklusive der Zinsen bekam der erfolgreiche Kläger somit fast 2.000,00 Euro zugesprochen.

Welche Volvo Modelle sind im Abgasskandal aufgefallen?

Das britische Emissions Analytics Institut hat herausgefunden, dass die Geländewagen XC60 und XC90 von Volvo zu hohe Stickoxidwerte aufweisen. Auch der Deutschen Umwelthilfe sind bei Tests im Zuge des Abgasskandal stark erhöhte Stickoxidwerte aufgefallen. So erreichte der Volvo XC60 2.0D 414 Milligramm pro Kilometer und der Volvo S90 4D sogar 1.076 Milligramm – das entspricht dem 13-fachen des Grenzwertes für Euro 6 Diesel (dieser liegt bei 80 Milligramm)!

2024: Abgas-Rückruf bei Volvo

Ende 2024 veröffentlichte das Kraftfahrt-Bundesamt einen Rückruf für die Volvo Modelle S90, V90, XC60 und XC90. Bei den betroffenen Modellen kommt es zu einer Überschreitung der Stickoxid-Grenzwerte. Wie genau es dazu kommt, erklärt das KBA nicht. Zur Behebung des Problems müssen die Fahrzeuge ein Software-Update erhalten - mit möglichen negativen Veränderungen.

Volvo Dieselskandal: Schadensersatz möglich

Wie  das von HAHN Rechtsanwälte erzielte Urteil vor dem Oberlandesgericht Bamberg zeigt, können Käufer eines Volvos mit Thermofenster eine Entschädigung erhalten. Nach der Anordnung eines verpflichtenden Rückrufs durch das KBA dürfte dies nun noch einfacher umzusetzen sein. 

Eine Schadensersatzklage war im Volvo Abgasskandal bisher nur schwer möglich, da dem Hersteller keine vorsätzliche sittenwidrige Schädigung nachgewiesen werden konnte. Dies war für die Durchsetzung von Schadensersatz aus § 826 BGB nötig. Nach dem Urteil des BGH aus dem Juni 2023 änderte sich dies jedoch, denn dieser Nachweis entfällt nun. Schon durch den fahrlässigen Einbau einer unzulässigen Abschalteinrichtung kann ein Anspruch auf Entschädigung bestehen. Laut BGH sind dies bis zu 15% des Kaufpreises, die geschädigte Dieselkäufer zurück bekommen können. Dies ist auch möglich, wenn das Fahrzeug bereits verkauft wurde.

Christian Rugen
Christian Rugen

Rechtsanwalt Christian Rugen ist Partner von HAHN Rechtsanwälte. Der Hamburger hat zahlreiche Grundsatzentscheidungen zu Gunsten von geschädigten Verbrauchern und Bankkunden erkämpft.