Nachdem Teile des Container-Anbieters P&R Insolvenz angemeldet haben, herrscht Aufregung. Handelt es sich bei dem Geschäftsmodell um ein illegales Schneeballsystem oder ist die Pleite schlicht Pech für Anleger?
Die P&R Gruppe mit Sitz in Grünwald bei München ist bereits seit Jahrzehnten am Markt. Als größter Anbieter von Direktinvestments für Container galt sie als vertrauenswürdig. Mehr als 50 000 Kunden haben etwa 3,5 Milliarden Euro investiert.
Das Geschäftsmodell des Unternehmens klingt auf den ersten Blick simpel: Die P&R Transport-Container GmbH verkauft Anlegern Schiffscontainer. Dann mietet Sie die Container zu fest vereinbarten Preisen zurück. Nach Ende der Laufzeit kann die P&R Transport-Container GmbH ein Rückkaufangebot für die Container unterbreiten. Beabsichtigt waren etwa 65 Prozent des vom Anleger investierten Kaufpreises. Insgesamt ergäbe dies für Anleger eine jährliche Rendite von etwa 3,8 Prozent – keine Größe, die auf dem wenig regulierten grauen Kapitalmarkt, zu dem Containerinvestments zählen, von Beginn an hätte skeptisch machen müssen.
Die P&R Equipment & Finance Corp. mit Sitz in der Schweiz beschafft für die P&R Transport-Container GmbH die Container und nimmt diese bei einem Rückkauf zurück. Gleichzeitig koordiniert dieses Unternehmen die Mietverträge mit Container-Leasinggesellschaften. Der Anleger erfährt die Inhalte der Verträge zwischen den beiden Gesellschaften allerdings nicht.
Bereits seit 2014 sollen die Auszahlungen an Kunden deutlich die Mieteinnahmen aus dem Containergeschäft übersteigen. In den vergangenen drei Jahren ist von einer Mietunterdeckung in Höhe von mehr als 150 Millionen Euro auszugehen. Zuletzt wurden Mietzahlungen an Anleger gänzlich gestoppt.
Spätestens seit P&R Anfang März den Vertrieb der Container eingestellt hat, werden Rufe laut, es könne sich bei dem Investment um ein Schneeballsystem handeln. „Ohne den Verkauf neuer Container ist die P&R Gruppe offenkundig nicht in der Lage ihre Verpflichtungen gegenüber den Anlegern zu erfüllen“, sagt Lars Murken-Flato, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht bei HAHN Rechtsanwälte. Er betont aber auch: „Nach der Finanzkrise kam es nicht nur auf dem Containerschiffsmarkt, das heißt dem Transport selbst, zu massiven Einbrüchen.“
Bereits 2016 hat die Pleite des ähnlich strukturierten Containeranbieters Magellan Maritim die Branche in Aufruhr versetzt. Hier sind laut Handelsblatt die Anleger mit einem blauen Auge davon gekommen. Mehr als 110 000 Container konnten nach der Insolvenz verkauft werden.
Sicher ist: P&R-Anleger müssen sich auf ein langwieriges, rechtlich kompliziertes Insolvenzverfahren einstellen. Ob das P&R-Geschäftsmodell tatsächlich auf einem illegalen Schneeballsystem beruht, muss sich erst noch herausstellen.
Kunden sollten in jedem Fall schnell handeln und sich fachanwaltlich beraten lassen. HAHN Rechtsanwälte bietet allen Anlegern der P&R Gruppe eine kostenlose Erstberatung an. Geschädigte können sich an Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht Lars Murken-Flato wenden.