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16.02.2023

Interview zu illegalem Online-Glücksspiel: "Im Prinzip kostet jeder Klick"

Fünf Fragen an Glücksspiel-Experte Marc Paulsen
Ein klassischer Spielautomat steht in einem Automatenkasino

Marc Paulsen
Marc Paulsen
Stand: 24.05.2023 - 10:31

Im Interview erklärt Glücksspiel-Experte Marc Paulsen typische Einsatzhöhen bei Online-Slots, die gängigen Verfahrensverläufe bei Klagen und weshalb Pokerspieler manchmal ihr Geld zurück wollen.

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Weshalb beschäftigt Sie das Thema Online-Glücksspiel?
Marc Paulsen: Ich bearbeite diese Dinge hier hauptsächlich in der Kanzlei. Ich mache von morgens bis eigentlich abends nichts anderes als: Glücksspiel! Nicht nur Online-Casinos, sondern Online-Poker, Online-Slots, Online-Wetten. Ich führe auch die Telefonate mit neuen Kunden und lasse mir dann die Unterlagen schicken. Meistens rufe ich die Leute an, nachdem sie sich gemeldet haben.

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Sind die Verluste bei Slotgames, wie sie Stake7 anbietet, höher als bei anderen Spielen wie Poker?
Marc Paulsen: Das kommt immer auf den Spieler an. Inzwischen sind die Einsätze auch limitiert und die Games teilweise reguliert. Aber eigentlich kann ich trotzdem zügig tausende Euros durchklicken. Denn im Prinzip kostet jeder Klick. Aber dass die Einsätze generell höher sind, würde ich nicht sagen.

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Welche Rolle spielen Prüfzentren wie „eCOGRA“, „iTech Labs“ oder „bmm testlabs“?
Marc Paulsen: Keine. Für mich ist in erster Linie maßgeblich, ob eine Lizenz vorgelegen hat. Die großen Anbieter wie „Merkur“ hatten eine Lizenz relativ schnell. Dann sind die für uns eher uninteressant. Mich interessiert eigentlich der Zeitraum vorher, also bevor eine Lizenz vorlag.

Manchmal werden die Anbieter auch von einer Behörde in Malta kontrolliert, aber das spielt hier halt keine Rolle. Bislang gibt es für Online-Casinospiele zum Beispiel auch noch keinen Anbieter mit Lizenz in Deutschland. Die große Ausnahme ist Schleswig-Holstein: Denn dort gab es schon länger eine Lizenz und dann können wir die Beträge nicht zurückfordern.

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Was passiert, wenn vor Gericht eine Entscheidung zugunsten eines Spielers erstritten wird: Wie kommt der dann an sein Geld?
Marc Paulsen: Wenn die Verfahren geführt werden und dann eine mündliche Verhandlung stattfindet, gibt es mehrere Varianten: Man vergleicht sich und ist dann mit einem etwas geringeren Betrag einverstanden. Meist gibt es dann eine Frist von zwei Wochen und dann kommt die Zahlung auch innerhalb von dieser Zeit. Aus der Erfahrung heraus kann ich sagen: Sehr wahrscheinlich wird das Geld für einen Vergleich auch bezahlt.

Wenn es zu einer Entscheidung vom Landgericht kommt, dann wird die in der Regel noch einmal angegriffen. Meist legen die Anbieter Rechtsmittel ein. Dann geht das ganze beim Oberlandesgericht weiter. Auch ein Versäumnisurteil ist eine Variante: Dann könnte eine Vollstreckung folgen.

In Deutschland ist das einigermaßen gut geregelt. In Malta ist das eine andere Nummer: Die Prozessfinanzierer haben da aber ein gutes Netzwerk an Rechtsanwälten, so dass dann auch vor Ort vollstreckt werden kann.

Verfahren, bei denen die Beträge oberhalb von 20.000 Euro liegen, können auch beim Bundesgerichtshof in die Revision gehen, wenn das Oberlandesgericht diese zulassen sollte. Andernfalls kommt nur noch die Nichtzulassungsbeschwerde in Betracht, wobei die Hürden für den Erfolg einer solchen Beschwerde sehr hoch sind. Da müssen die Oberlandesgerichte schon sehr wichtige Dinge außer Acht gelassen haben. Bislang hat der BGH zu den Online-Glücksspielen noch nicht entschieden.

Also: Entweder Vergleich, oder Entscheidung. Und wenn die Zahlung nicht freiwillig kommt, muss eben vollstreckt werden. Es gibt mit „bet-at-home“ tatsächlich auch einen Anbieter, der sich mit einem Insolvenzverfahren aus der Affäre ziehen möchte.

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Weshalb fordern Spieler eigentlich irgendwann ihr Geld zurück?
Marc Paulsen: Gut ist natürlich, wenn die Spieler für sich eine Spielsucht erkannt haben und sich schon durch „Oasis“ haben sperren lassen. Das ist eine anbieterübergreifende Plattform dafür. Manche haben einfach viel verspielt.

Manche - gerade die Pokerspieler - sagen aber auch: Ich gewinne Turniere normalerweise und online geht es eben nicht. Da verlieren die Hände, die sie normalerweise gewinnen würden. Die vermuten oft, dass da irgendetwas im Hintergrund gedreht wird. Gesichert ist das nicht. Aber deshalb melden die sich dann, weil sie sich betrogen fühlen.

Hintergrund: Wo finde ich weitere Informationen zur Rechtslage in Deutschland?

Hintergrundinformationen zum Glücksspielstaatsvertrag, dem Sonderweg Schleswig-Holsteins sowie zu bereits gefällten Gerichtsentscheidungen haben wir auf unserer Internetseite zusammengestellt. Dort finden Sie auch weitere Angaben zur Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) sowie deren White-List mit in Deutschland lizensierten Glücksspielanbietern und zur Entwicklung der Rechtslage. Diese Informationen stehen auf unserer Website hier.