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Abgasskandal - Benziner von mehreren Herstellern betroffen

Bei Audi und Porsche sind nicht nur Diesel-Fahrzeuge im Abgasskandal betroffen, sondern auch Benziner. Audi hat dabei die Motorsteuerung ganz ähnlich manipuliert wie im Diesel-Abgasskandal. Porsche hat dagegen noch nach der Typengenehmigung illegale Veränderungen an den Fahrzeugen vorgenommen.

Auch weitere Hersteller wie VW und Opel sind im Benziner Abgasskandal betroffen.

Betroffene Autokäufer haben die gleichen Rechte wie im Dieselskandal: Sie können den Kaufvertrag rückabwickeln und Schadensersatz bekommen oder eine Entschädigung von den Herstellern fordern.


Wie hat Audi im Benziner Abgasskandal manipuliert?

Der Abgasskandal um manipulierte Benziner bei Audi hat einen interessanten Hintergrund. Denn Audi hat dabei ganz ähnlich geschummelt wie im Abgasskandal um manipulierte Diesel-Pkw. Im Sommer 2020 kam alles an die Öffentlichkeit, nachdem es in den USA bereits in 2017 erste Verdachtsmomente gegeben hatte.

Gutachten zeigt Manipulation bei Audi Q5

Im Zuge eines Verfahrens, das vor dem Landgericht Offenburg verhandelt wurde, war ein Sachverständigengutachten in Auftrag gegeben worden. Bei dem untersuchten Fahrzeug handelte es sich um einen Audi Q5 TFSI 2.0 - also um ein Auto mit Benzinmotor. Das Fahrzeug verfügte über die Abgasnorm Euro 6. Der Gutachter stellte bei seinen Untersuchungen unter anderem fest, dass es einen erheblichen Unterschied bei den Stickoxid-Abgaswerten machte, ob das Lenkrad eingeschlagen wurde oder nicht. Der Audi Q5 aktivierte auf dem Prüfstand NEFZ unterschiedliche Modi, je nachdem, ob ein Lenkeinschlag vor dem Messbeginn um mehr als 15 Prozent erfolgte oder nicht. Ohne Lenkeinschlag wurde in einen sauberen Modus geschaltet und die Abgasreinigung optimiert. Wurde das Lenkrad vor Messbeginn auf dem Prüfstand dagegen um mehr als 15 Prozent eingeschlagen, nutzte das Fahrzeug einen dreckigeren Modus. Letztgenannter Modus ist im Straßenverkehr aktiv. Der Stickoxidausstoß lag in diesem Fall bei 82,58 mg/km. Der zulässige NOx-Grenzwert bei Benzinern liegt demgegenüber bei 60 mg/km. Laut EG-Übereinstimmungsbescheinigung sollte das Fahrzeug sogar nur einen NOx-Ausstoß von 27,4 mg/km aufweisen.

Interne VW-Dokumente weisen auf Abschalteinrichtung hin

Neben dem Gutachten unterstützt auch ein internes VW-Dokument den Verdacht. Darin beschreiben VW-Juristen das sogenannte Warmlaufprogramm. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat die schnelle Motoraufwärmfunktion in diversen Diesel-Modellen von Audi bereits als unzulässige Abschalteinrichtung eingestuft und die Fahrzeuge deshalb verpflichtend zurückgerufen. Immer wieder sprechen Gerichte auf Basis dieser Abschalteinrichtung auch Schadensersatz zu.

Das Dokument bezieht sich unter anderem auf den Audi Q5 2.0 TFSI (mit Automatikgetriebe AL 551) - also genau das Modell, das auch für das Gutachten untersucht wurde. Es ist von einer zyklusnahen Bedatung die Rede, also von einer Zykluserkennung (Erkennung des Prüfstandes). Ganz konkret wird dabei der Lenkradwinkel aus ausschlaggebender Parameter genannt. Die Schaltung des Automatikgetriebes wird anschließend verändert.

"Warmlaufprogramm ist im NEFZ aktiviert, im Real Drive so gut wie nie. Austrittsbedingung Lenkwinkeleinschlag > 15 Grad"

Also: Wird das Lenkrad um mehr als 15 Grad bewegt, geht das Fahrzeug davon aus, dass es sich auf der Straße (Real Drive) befindet. Bei einem geringeren Einschlagswinkeln wird vom Prüfstand (NEFZ) ausgegangen und dann das Warmlaufprogramm aktiviert. Hierdurch werden weniger Schadstoffe ausgestoßen.

Im dem Dokument heißt es zudem, dass diese Lenkwinkelerkennung den Behörden nicht bekannt sei. Das KBA ist darüber also nicht informiert worden - auch dies ein klarer Grund dafür, hier von einem sittenwidrigen Verhalten zu sprechen, denn die Abschalteinrichtung ist vor dem KBA geheim gehalten worden. Nicht nur die Behörden, auch die Käufer sind getäuscht worden.

Das Automatikgetriebe AL 551 befindet sich auch in anderen Audi-Modellen mit Benzinmotor, so im A4, A5, A6, A7, A8 und Q7. Die Vermutung liegt nahe, dass auch diese Modelle im Abgasskandal um Benziner entsprechend betroffen sind.

Der Motor, der sich im betroffenen Audi Q5 befindet (EA888), finden sich ebenfalls in weiteren Modellen, so im A1, A3, A4, A5, A6, A7, A8, Q3, Q5 und Q7.

Betroffene Audi Modelle im Benziner Abgasskandal

  • A1
  • A3
  • A4
  • A5
  • A6
  • A7
  • A8
  • Q3
  • Q5
  • Q7
  • S3

Sind auch Benziner von VW, Seat und Skoda im Abgasskandal betroffen?

Da der von VW entwickelte Motor EA888 nicht nur bei Audi, sondern auch bei anderen Autobauern des Konzerns eingesetzt wurde, sind auch Modelle von VW, Seat und Skoda im Benziner Abgasskandal betroffen. So wurde der Motor unter anderem in zahlreichen Golf Modellen verbaut.

Bereits im November 2015, also nur kurz, nachdem der Diesel Abgasskandal bekannt wurde, gab VW selbst bekannt, dass bei 800.000 Fahrzeugen, darunter etwa 100.000 Benzinern, eventuell falsche Angaben zum Ausstoß von Kohlendioxid gemacht worden waren. Eine von VW gestellte Selbstanzeige wurde jedoch nach einem Gespräch mit dem KBA wieder zurückgenommen. Im Mai 2021 berichtete die Deutsche Umwelthilfe über die Hintergründe. Demnach war VW damals bereit, die Angaben zu korrigieren, was zu höheren Steuereinnahmen geführt hätte. Den betroffenen Kunden sollte der Mehrverbrauch erstattet werden. Doch das KBA legte VW nahe, die Selbstanzeige zurückzunehmen und schädigte somit nicht nur die VW-Besitzer, sondern auch den Bundeshaushalt.

Zudem berichtete das Handelsblatt im September 2018 über einen möglichen Benziner Abgasskandal speziell bei VW, bzw. beim Bulli T5. Internen Dokumenten zu folge gibt es regelrechte Anleitungen für Testfahrer, wie diese auf dem Prüfstand das gewünschte Schaltprogramm aktivieren können. Zum VW T5 heißt es: Der Fahrer müsse die Zündung einschalten, den Warnblinker betätigen und fünfmal das Gaspedal durchdrücken, um in den Rollenmodus zu gelangen.

Betroffene VW Modelle im Benziner Abgasskandal

  • VW Arteon
  • VW Beetle
  • VW CC
  • VW Caddy
  • VW Golf
  • VW Jetta
  • VW Passat
  • VW Polo
  • VW Scirocco
  • VW Sharan
  • VW T-Roc
  • VW Tiguan
  • VW Touran
  • VW T5
  • VW T6

Betroffene Seat Benziner im Abgasskandal

  • Seat Alhambra
  • Seat Ateca
  • Seat Exeo
  • Seat Ibiza
  • Seat Leon
  • Seat Toledo

Betroffene Skoda Benziner im Abgasskandal

  • Skoda Fabia
  • Skoda Karoq
  • Skoda Kodiaq
  • Skoda Octavia
  • Skoda Rapid
  • Skoda Superb
  • Skoda Yeti

Welche Porsche Benziner sind im Abgasskandal betroffen?

Im Spätsommer 2020 wurde bekannt, dass sich die Porsche AG an das Kraftfahrt-Bundesamt gewandt hatte. Demnach bestehe ein Manipulationsverdacht. Diesmal sollen Benziner betroffen sein. Der Hersteller gehe Hinweisen nach, wonach nach der Zulassung einiger Modelle durch das KBA noch Änderungen an Software und Hardware vorgenommen worden sein sollen. Dies wäre illegal, denn die Serienfahrzeuge müssen identisch mit denen sein, die die Typengenehmigung erhalten. Bei den betroffenen Porsche-Modellen handele es sich um den Porsche 911 und den Porsche Panamera. Gebaut worden seien die betroffenen Fahrzeuge zwischen 2008 und 2013. Der Panamera ist dabei auch in der Variante als Diesel in den Abgasskandal verwickelt (wie auch der Macan und der Cayanne). Porsche gab an, diese Entdeckungen zum Benziner Abgasskandal auch der Staatsanwaltschaft Stuttgart und den amerikanischen Behörden gemeldet zu haben.

Im Dezember 2020 wurde dann genauer bekannt, wie Porsche bei den Benzinern getrickst haben soll. Bei den betroffenen Modellen sollen auf dem Prüfstand größere Zahnräder eingesetzt worden seien. Sie sorgten dafür, dass die Fahrzeuge weniger dynamisch fuhren. Das senkte den Kraftstoffverbrauch und den Kohlendioxidausstoß. In den Serienfahrzeugen wurden dann kleinere Zahnräder eingesetzt. So konnten sich die Porsche-Besitzer über eine höhere Beschleunigung freuen. Auf der anderen Seite erhöhten sich dadurch jedoch auch der CO2-Ausstoß und der Kraftstoffverbrauch. Porsche passte dabei jedoch auf, dass die Unterschiede zwischen Prüfstand und Straße nicht zu deutlich wurden. Die interne Vorgabe lautete, dass die Abweichungen höchstens acht Prozent betragen sollten.

Die Ermittlungen im Porsche Abgasskandal um Benziner gehen derweil weiter. In den USA läuft bereits eine erste Sammelklage auch für Benziner. Hier stehen zudem der Porsche Cayenne und der Boxster in Verdacht, entsprechend manipuliert worden zu sein.

Betroffene Porsche im Benziner Abgasskandal:

  • Porsche 911
  • Porsche Panamera
  • Porsche Cayenne
  • Porsche Boxster

Was ist im Benziner Abgasskandal bei Opel passiert?

Im Mai 2019 wurde bekannt, dass es auch einen Benziner Abgasskandal bei Opel gibt. Das Kraftfahrt-Bundesamt machte einen Rückruf für die Modelle Opel Adam und Opel Corsa öffentlich. Weltweit trifft dieser über 200.000 Fahrzeuge, in Deutschland über 50.000. Es handelt sich ausschließlich um Benziner mit der Abgasnorm Euro 6d-temp. Die recht neuen Fahrzeuge wurden zwischen 2018 und 2019 gebaut. Hintergrund ist, dass sie zu viele Stickoxide ausstoßen. Das wiederum liegt an der Lambdasonde, die bei den Fahrzeugen nach 50.000 Kilometer Fahrt kaputt gehen kann.

Betroffene Opel im Benziner Abgasskandal

  • Opel Adam
  • Opel Corsa

Ihre Rechte als Verbraucher im Benziner Abgasskandal

Verbraucher haben im Benziner Abgasskandal die gleichen Rechte wie im Diesel Abgasskandal. Das heißt, wenn sich in Ihrem Fahrzeug eine unzulässige Abschalteinrichtung befindet, haben Sie Anspruch auf Schadensersatz. Der Hersteller hat Sie vorsätzlich und sittenwidrig geschädigt und ist Ihnen gemäß § 826 BGB Schadensersatz schuldig. Hintergrund ist, dass Sie das Auto sicher nicht gekauft hätten, wenn Sie von der unzulässigen Abschalteinrichtung und vor allem der damit verbundenen drohenden Stilllegung gewusst hätten. Sie sind somit mit Unterzeichnung des Kaufvertrags eine ungewollte Verpflichtung eingegangen.

Mit Urteil vom 21.03.2023 hat der Europäische Gerichtshof zudem bestätigt, dass auch bei fahrlässiger Handlung nach § 823 BGB ein Anspruch auf Schadensersatz durchgesetzt werden kann. Hierbei ist der Nachweis einer vorsätzlichen sittenwidrigen Schädigung nicht notwendig.

Eine erfolgreiche Schadensersatzklage im Abgasskandal kann verschiedene Ergebnisse haben. In der Regel kommt es dabei zu einer Rückabwicklung des Kaufvertrags. Das heißt, Sie würden Ihren Benziner zurückgeben und bekämen vom Hersteller im Gegenzug den Kaufpreis erstattet. Dabei wird Ihnen lediglich eine Nutzungsentschädigung, basierend auf den bereits gefahrenen Kilometern, angerechnet. Regelmäßig ergibt sich so ein klarer wirtschaftlicher Vorteil gegenüber einem Verkauf des Fahrzeugs, das aufgrund seiner Betroffenheit im Abgasskandal unter einem hohen Wertverlust leidet.

Alternativ haben Sie auch die Option des kleinen Schadensersatzes. Dies hat bereits der Bundesgerichtshof bestätigt. Dabei können Sie Ihren Benziner behalten. Der Hersteller muss Ihnen als Ausgleich eine angemessene Entschädigung zahlen. Sie erhalten somit eine Kaufpreisminderung.

HAHN Rechtsanwälte gehört zu den erfolgreichsten Kanzleien im Abgasskandal – speziell bezüglich der 3.0 und 4.2 Liter Fahrzeuge von Audi und Porsche – und unterstützt Sie gerne bei der Durchsetzung Ihrer Ansprüche. Wir prüfen kostenfrei die Betroffenheit Ihres Fahrzeugs im Benziner Abgasskandal und erklären Ihnen, welche Möglichkeiten Sie haben, um gegen die Manipulation vorzugehen.

FAQ

Welche Hersteller sind im Benziner Abgasskandal betroffen?

Besonders in den Benziner Abgasskandal involviert sind Audi und Porsche. Aber auch bei VW, Seat, Skoda und Opel sind Benziner vom Abgasskandal betroffen.

Welche Rechte habe ich im Benziner Abgasskandal?

Befindet sich in Ihrem Benziner eine unzulässige Abschalteinrichtung, haben Sie Anspruch auf Schadensersatz. Dabei wird entweder der Kaufvertrag Rückabgewickelt und Sie bekommen gegen Rückgabe des Fahrzeugs den Kaufpreis (abzüglich einer Nutzungsentschädigung) erstattet oder Sie behalten Ihren Wagen und bekommen dafür eine Entschädigung.