Online Glücksspiel Geld zurück

Auch mit dem neuen Glücksspielstaatsvertrag vom 01.07.2021 sind die meisten Online-Glücksspiele in Deutschland weiterhin illegal. Spieler können deshalb die Verluste aus den letzten 10 Jahren von dem Betreiber des Online Glücksspiels zurückfordern.
Hintergrund ist, dass der Spielvertrag, der bei der Konto-Erstellung akzeptiert werden musste, überwiegend wegen Verstoßes gegen den Glücksspiel-Staatsvertrag nichtig ist. Das Casino darf die Einnahmen, die es mit Ihren Spielverlusten erzielt hat, nicht behalten, weil es an einer Rechtsgrundlage fehlt. Dies gilt nicht nur für Online Casinospiele, virtuelle Automatenspiele und Online Poker, sondern zumeist auch für Online Sportwetten.
Wann kann man vom Online Casino Geld zurück fordern?
Wenn Sie in den letzten zehn Jahren Verluste bei Glücksspiel-Anbietern erlitten haben, welche einen Unternehmenssitz in Europa haben, bestehen gute Chancen, dass Sie Ihr Geld zurückerhalten. Spielverluste, die länger als 10 Jahre zurückliegen, sind hingegen überwiegend verjährt. Hat der Glücksspiel-Anbieter keinen Firmensitz in Europa lassen sich Ihre Ansprüche zwar vor Gericht durchsetzen, aber nur selten vollstrecken.
Eigentlich wissen wir es alle: Am Ende gewinnt immer die Bank. Online-Casinos erfreuen sich dennoch großer Beliebtheit. Mit wenigen Klicks sind die Angebote erreichbar und der Einstieg wird einem leicht gemacht, zum Beispiel mit sogenanntem Startguthaben. Ist dieses verbraucht, fängt es oft mit wenigen Euro oder Cent an, die man selbst einsetzt. Die Veranstalter verstehen es durch geschickte Anreizsysteme, die Lust auf das Spielen fortwährend zu steigern und die Kunden zu immer höheren Einsätzen zu animieren. Am Ende steht fast immer der Verlust, der vier- fünf- oder gar sechsstellige Summen erreichen kann. Nicht selten verlieren Kunden auch die Kontrolle über ihr Spielverhalten und werden spielsüchtig. Das Geschäftsmodell funktioniert international und generiert Milliardeneinnahmen. Die Gewinne der Veranstalter sind hoch und werden zu einem nicht geringen Teil in die Werbung gesteckt, die ständig neue Kunden anlockt. So fließt ein immer breiterer Strom des Geldes von den Konten der Spieler in die Taschen der Veranstalter. Mithilfe des Rechts können Sie dem aber etwas entgegensetzen und Ihr Geld zurückholen. Nach § 812 ff. haben geschädigte Kunden bereicherungsrechtliche Ansprüche gegen den oder die Veranstalter, wenn keine Erlaubnis für die angebotenen Spiele vorlag. Dies lässt sich in einer stets wachsenden Zahl von Urteilen nachlesen. Wir raten allen von Verlusten betroffenen Spielern, aktiv zu werden und prüfen zu lassen, ob sie ihre Verluste zurückfordern können.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass es sehr schwierig ist, auf eigene Faust tätig zu werden. Dies führt in aller Regel nicht zum Erfolg, da die Casinos häufig erst spät oder gar nicht reagieren. Viele Casinos sitzen nicht in Deutschland, die Firmenstrukturen sind teilweise sehr undurchsichtig. Nur die Klage, mit der der Veranstalter vor Gericht gestellt wird, bewirkt oft etwas und führt in fast allen Fällen zum Erfolg. Aber ein Klageverfahren birgt auch finanzielle Risiken. Im Rahmen der Erstberatung klären wir Sie darüber auf und zeigen Ihnen Wege, wie Sie diese Risiken vollständig vermeiden können.
Wir beraten Sie kostenfrei und prüfen Ihre Ansprüche
Kommen wir zu dem Ergebnis, dass Ihnen Ansprüche zustehen und nach aktueller Rechtslage durchsetzbar sind, so müssen diese oft vor Gericht eingeklagt werden. Wird Ihrer Klage erwartungsgemäß stattgegeben, muss der Glücksspiel-Anbieter alle Kosten des Gerichtsverfahrens zahlen. Wir zeigen Ihnen im Rahmen der Erstberatung auf, wie Sie einen Prozess mithilfe eines Prozesskostenfinanzierers führen können.
Mit diesen Schritten kommen Sie zu Ihrem Geld:

HAHN Rechtsanwälte prüft Ihre Ansprüche kostenfrei und unterstützt Sie dabei, Ihr Geld zurückzufordern:
- Anfragen: Stellen Sie kostenfrei und unverbindlich eine Anfrage.
- Beratung: Sie erhalten von uns eine realistische Einschätzung und Beratung.
- Vollmacht: Erteilen Sie HAHN Rechtsanwälte eine Vollmacht, damit wir uns um Ihr Anliegen kümmern können.
- Belege: Sammeln Sie Ihre Belege und reichen Sie sie bei uns ein.
- Wir erledigen den Rest für Sie!
Welche Angaben benötigt HAHN Rechtsanwälte für die kostenlose Erstprüfung?
Für die kostenlose Erstprüfung benötigen wir zunächst nur einige grundlegende Informationen von Ihnen. Zunächst einmal benötigen wir Ihre Kontaktdaten (Name, Telefonnummer und E-Mail-Adresse), um mit Ihnen Ihr Anliegen detailliert zu besprechen. Darüber hinaus fragen wir nach den Namen der Glücksspielanbieter sowie der Höhe des Geldbetrages, den Sie verloren haben.
Sie können Ihre Belege (beispielsweise Transaktionslisten) direkt über unser Formular hochladen. Das erleichtert und beschleunigt die Bearbeitung Ihres Falls. Wenn Sie diese nicht sofort zur Hand haben, können Sie diese aber auch zu einem späteren Zeitpunkt nachreichen.
Welche Online Glücksspiele sind betroffen?
Glücksspiele sind Spiele bei denen der Spieler zufällig gewinnt oder verliert. In Deutschland nicht erlaubt sind fast alle Arten von Online Glücksspielen, bei denen ein Spieler mit Geld-Einsatz Geld gewinnen kann.
Darunter fallen Angebote von:
- Online Lotto
- Online Rubbellose
- Online Roulette
- Online Poker
- Online Automatenspiele
- Online Sportwetten
Wie lange dauert eine Klage gegen ein Online Casino?
Bei Klageverfahren dauert es in der Regel sechs bis zwölf Monate bis zum Urteil. Allerdings ist dies nur eine allgemeine Aussage. Verfahren können je nach Auslastung des zuständigen Gerichts auch schneller oder langsamer bearbeitet werden. Es kann auch Fälle geben, bei denen sich Verfahren über zwei Instanzen erstrecken. Verfahren können dann auch deutlich länger dauern als ein Jahr.
Wo kann ich gegen ein Online Casino klagen?
Klagen können sie vor Ort am Gericht Ihres Wohnsitzes, denn dort haben Sie in der Regel gespielt bzw. den (nichtigen) Spielvertrag abgeschlossen. Dies gilt für alle Anbieter, auch wenn diese Ihren Sitz im Ausland haben. Problematisch wird es nur dann, wenn Sie z.B. im Ausland gespielt haben. Solche Konstellationen besprechen und klären wir mit Ihnen im Rahmen der kostenfreien Erstberatung.
Der Glücksspielstaatsvertrag vom 01.07.2021
Bis zum Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) am 01.07.2021 wurden die meisten Online-Glücksspiele in Deutschland illegal betrieben und beworben. Obwohl seit Juli 2021 bestimmte Onlinespiele legal sind, gibt es im Internet immer noch ein breites Angebot unerlaubter Glücksspiele, das sich gerade auch an deutsche Kunden richtet.
Gesetze gelten nur für die Zukunft, nicht aber für die Vergangenheit. Daher können Verluste, die vor dem 01.07.2021 entstanden sind, bis zu 10 Jahre rückwirkend zurück geholt werden.
Im Allgemeinen hat der GlüStV, auch in seiner alten Fassung, zum Ziel, Spiel- und Wettsucht zu verhindern und den Schutz der Spieler sowie Jugendschutz zu gewährleisten. Die strengeren Anforderungen des Staatsvertrags zur Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland sollen des Weiteren das Glücksspielangebot begrenzen um mehr Ordnung in den boomenden Markt zu bringen.
Bevor der neue Staatsvertrag in Kraft trat, gab es ab dem 15.10.2020 eine Übergangsregelung. Casinos, die an einer in Deutschland gültigen Lizenz interessiert waren, sollten damit eine Möglichkeit bekommen, sich auf die neuen Regelungen vorzubereiten. Eine Chance, ihre Dienste legal in Deutschland anzubieten, haben mit dem Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags nur Glücksspielanbieter, die dessen Regeln strikt beachten.
Da der neue Staatsvertrag teils sehr strenge Vorschriften enthält, haben noch immer viele Internet Casinos keine gültige deutsche Lizenz. Mit Inkrafttreten des neuen Staatsvertrags sind Glücksspiele nicht automatisch legal. Der Anbieter muss zunächst eine Genehmigung beantragen und die Prüfung kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Nur wer sich nachweislich an alle Regeln hält, darf eine Erlaubnis erhalten. Bei vielen Glücksspiel-Veranstaltern erscheint es fraglich, ob sie sich jemals an die in Deutschland gültigen Regeln halten wollen. Viele werden weiterhin ihre nicht legalen Dienste vom Ausland aus deutschen Kunden anbieten, um die hier geltenden Restriktionen zu vermeiden. Auch nach Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrag wird es also viele Spielverluste geben, deren Rückzahlung der Kunde fordern kann. Entweder weil der jeweilige Veranstalter keine Erlaubnis für sein Angebot besitzt oder sich nach erteilter Erlaubnis nicht mehr an die Regeln hält. Viele Mandanten berichten uns zum Beispiel, dass die Limits für maximale Einzahlungen in der Praxis oft nicht eingehalten werden.
Glücksspielstaatsvertrag vom 01.07.2021 – Die wichtigsten Änderungen im Überblick
- Kostenlose Spiele sind verboten.
- Es muss ein Spielerkonto erstellt werden, das vorab verifiziert werden muss.
- Pro Spiel darf der Einsatz einen Euro nicht übersteigen (§ 22a, Abs. 7).
- Mehrere virtuelle Automatenspiele dürfen nicht gleichzeitig gespielt werden (§ 22a, Abs. 10).
- Spieler dürfen pro Monat maximal 1.000 Euro einzahlen.
- Ein virtuelles Automatenspiel muss mindestens fünf Sekunden dauern (§ 22a, Abs. 6).
- Virtuelle Automatenspiele mit Bankhalter (insbesondere Roulette und Black Jack) sind verboten (§ 22 a, Abs. 2).
- Es muss ein deutlich sichtbarer Button angezeigt werden, bei dessen Betätigung eine sofortige kurzzeitige Sperre ausgelöst wird (§ 6, Abs. 3).
- Es gibt ein spielformübergreifendes Sperrsystem. Gesperrte Spieler dürfen nicht an den Spielen teilnehmen.
- Kunden müssen regelmäßig zu ihren Gewinnen und Verlusten informiert werden.
- Casinos dürfen nur noch zwischen 21 und 6 Uhr werben (§ 5, Abs. 3).
Ab 2023 gibt es in Deutschland eine neue Glücksspielaufsichtsbehörde. Bis dahin übernimmt das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt provisorisch die Glücksspielaufsicht.
Die "White-List": Erlaubte Glücksspiele
Seit der Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland im Jahr 2021 führt die gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder eine amtliche Liste ("White-List"), in der Veranstalter und Vermittler von Glücksspielen aufgeführt werden, die über eine Erlaubnis oder Konzession nach dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 verfügen.
Die White-List ist hier für Sie abrufbar:
https://www.gluecksspiel-behoerde.de/de/erlaubnisfaehigesgluecksspiel/whitelist
§ 9 Abs. 8 GlüStV 2021
Die zuständige Behörde veröffentlicht im Internet eine gemeinsame amtliche Liste, in der die Veranstalter und Vermittler von Glücksspielen aufgeführt werden, die über eine Erlaubnis oder Konzession nach diesem Staatsvertrag verfügen. Nicht aufgeführt werden
- Spielhallenbetreiber und Aufsteller von Geldspielgeräten mit Gewinnmöglichkeit nach der Spielverordnung in der jeweils geltenden Fassung,
- die Annahmestellen der Veranstalter nach § 10 Absatz 2,
- gewerbliche Spielvermittler, die nur in einem Land tätig sind,
- örtliche Verkaufsstellen der Lotterieeinnehmer der Gemeinsamen Klassenlotterie der Länder,
- Anbieter von kleinen Lotterien nach § 18,
- Betreiber von örtlichen Wettvermittlungsstellen,
- Totalisatoren und Buchmacher im Sinne des Rennwett- und Lotteriegesetzes.
Die Liste wird anlassbezogen, mindestens jedoch einmal monatlich, aktualisiert. Die zuständige Behörde erteilt auf Anfrage Auskünfte zum aktuellen Stand der Liste. Die obersten Glücksspielaufsichtsbehörden der Länder teilen der zuständigen Behörde vorzunehmende Änderungen der Liste, die ihren Zuständigkeitsbereich betreffen, unverzüglich mit.
Erst seit Juni 2022 finden sich erstmals auch drei Betreiber von virtuellen Automatenspielen auf dieser Liste: die Mernov Betriebsgesellschaft (später: DGGS Deutsche Gesellschaft für Glücksspiel mbH) mit Sitz in Deutschland, die Ruleo Alpenland AG aus Österreich und die Tipwin Ltd. als einziger maltesischer Anbieter. Noch im Sommer 2022 verfügen also nahezu sämtliche Betreiber von virtuellen Automatenspielen über keine in Deutschland gültige Glücksspielerlaubnis. Erst später kommen weitere Anbieter hinzu. Im Bereich Online-Poker und Online-Casinospiele gibt es noch mit Stand Juni 2022 keinen einzigen lizensierten Veranstalter. Auch hier kommen erst in der Folgezeit weitere Anbieter auf die White-List: So sind mit Stand Mai 2023 insgesamt fünf Online-Poker-Anbieter mit Sitz in Malta in Deutschland lizensiert. Im Bereich Online-Casino-Spiele besitzen jedoch auch im Mai 2023 noch keinerlei Anbieter eine in Deutschland gültige Glücksspielerlaubnis. Das hält diese Casinos aber weiterhin nicht davon ab, verbotenes Glücksspiel im Internet auch deutschen Kunden anzubieten.
Sind Online Sportwetten illegal?
Erst im Herbst 2020 wurden erstmals Erlaubnisse zum Veranstalten von Sportwetten im Internet erteilt und dies auch nur an bestimmte Anbieter. Davor waren Online Sportwetten ebenso wie andere Glücksspiele im Internet grundsätzlich nicht erlaubt. Einige Anbieter verfügen mittlerweile über eine gültige deutsche Lizenz für Sportwetten, in aller Regel jedoch nicht für Glücksspiele anderer Art.
Urteile: Online Casino Verluste zurückholen
Insbesondere ein erfolgreiches Urteil des Landgerichts Gießen vom 25.02.2021 (Az. 4 O 84/20) erweckte ein großes mediales Interesse. Ein Spieler aus Hessen hatte gegen den Betreiber Bwin geklagt, da dieser mit Firmensitz und Lizenz auf Malta seine Dienste nicht hätte auf dem deutschen Markt anbieten dürfen. Der Online-Glücksspieleanbieter Bwin wurde verurteilt, dem Spieler fast 12.000 € zurückzuerstatten und legte daraufhin Berufung beim OLG Frankfurt am Main ein. Diese wurde jedoch durch Beschluss vom 08.04.2022 zurück gewiesen (Az. 23 U 55/21).
In der folgenden Tabelle führen wir einige Urteile verschiedener Gerichte auf, die zugunsten geschädigter Spieler erfolgt sind. Hier zeigen wir beispielhaft, gegenüber welchen Casino- und Wettanbietern Spieler vor Gericht bereits positive Urteile erzielen konnten und wie viel Geld die Casinos jeweils erstatten mussten.
Gericht | Urteil vom | Aktenzeichen | Glücksspiel-Anbieter | Höhe der Rückerstattung |
---|---|---|---|---|
Landgericht Gießen | 25.02.2021 | 4 O 84/20 | casinoclub.com (Entain/Bwin) | ca. 12.000 € |
Landgericht Nürnberg-Fürth | 19.07.2021 | 19 O 6690/20 | ElectraWorks Limited Online-Glücksspiele und Sportwetten |
ca. 38.700 € |
Landgericht Regensburg | 31.05.2021 | 71 O 3074/20 | Drückglück (Titanium Brace Marketing Ltd.) |
ca. 58.000 € |
Landgericht Deggendorf | 31.05.2022 | 33 O 668/21 | N1 Interactive Ltd. virtuelle Slots und andere Glücksspiele |
ca. 9.600 € |
Landgericht Krefeld | 21.12.2022 | 2 O 75/22 | maltesischer Online-Glücksspiel-Anbieter | ca. 14.700 € |
Oberlandesgericht Dresden (zuvor: LG Leipzig) | 27.10.2022 | 10 U 736/22 | maltesischer Online-Glücksspiel-Anbieter | 19.250 € |
Oberlandesgericht Köln (zuvor: LG Bonn) | 31.10.2022 | 19 U 51/22 | Pokerstars | ca. 58.500 € |
Oberlandesgericht München (zuvor: LG Traunstein) | 31.10.2022 (Berufung zurückg.) |
18 U 538/22 | maltesischer Online-Glücksspiel-Anbieter | ca. 18.200 € |
Landgericht Konstanz | 06.02.2023 | K 5 O 219/22 | maltesischer Online-Glücksspiel-Anbieter | ca. 111.000 € |
Landgericht Oldenburg | 20.06.2022 | 16 O 1447/21 | N1 Interactive Ltd. virtuelle Slots und andere Glücksspiele |
ca. 17.900 € |
Landgericht Berlin | 17.01.2023 | 6 O 319/21 | N1 Interactive Ltd. virtuelle Slots und andere Glücksspiele |
ca. 11.800 € |
Landgericht Potsdam | 13.09.2023 (verkündet) | 12 O 244/21 | Bet365 Online-Sportwetten |
ca. 10.600 € |
Landgericht Traunstein | 01.10.2020 (Versäumnis- urteil) |
2 O 3808/19 | Mr Green Online-Casino |
ca. 25.300 € |
Wie sehen die Regelungen in Schleswig-Holstein aus?
Vor dem Inkrafttreten des neuen Glücksspielstaatsvertrags war Schleswig-Holstein das einzige Bundesland, das einzelnen Anbietern Lizenzen für das Glücksspiel im Internet erteilt hat. Diese Erlaubnisse waren auf Schleswig-Holstein beschränkt. Infolgedessen durften nur Bewohner aus Schleswig-Holstein an bestimmten Glücksspielen teilnehmen. Für sie war es möglich, ein Live Casino oder einen Wettanbieter legal über deutsche Webseiten zu erreichen.
Haben Sie in Schleswig-Holstein gewohnt und gespielt (und verloren), können Sie Ihr Geld trotzdem zurück holen, wenn der Anbieter keine für Schleswig-Holstein gültige Lizenz hatte. Dies war oft der Fall, denn nur gut ein Dutzend Anbieter für virtuelle Automatenspiele und Online Poker konnten diese vorweisen (darunter Bwin, Wunderino oder DrückGlück).
Anbieter von Online Glücksspielen nutzten den Sonderfall Schleswig-Holstein, um für ihr Angebot zu werben. Denn eigentlich war mit dem Glücksspielverbot auch die Werbung für Glücksspiele verboten. Mit dem Zusatz „Dieses Angebot gilt nur für Personen mit Wohnsitz oder gewöhnlichem Aufenthaltsort in Schleswig-Holstein“ haben Casinos trotz allem bundesweit für ihr Angebot geworben. Damit wurden über diese Werbemaßnahmen auch Kunden aus allen anderen Bundesländern angelockt, in denen das Online-Glücksspiel verboten war.
Gegen wen kann ich meine Verluste geltend machen?
Ihre Verluste können Sie gegen den jeweiligen Veranstalter oder Vermittler des Glücksspiels geltend machen. Diesen findet man häufig, indem man auf den einschlägigen Websites ganz nach unten scrollt. Dort befindet sich zumeist ein Hinweis auf den Anbieter mit Namen wie RedRhino oder Mr.Green. Oft tragen sie den Firmenzusatz "Ltd." im Namen. "Ltd." ist eine Abkürzung für die Rechtsform der "Limited", die der deutschen GmbH ähnlich ist. Da viele Anbieter entweder auf britischem Hoheitsgebiet oder auf dem vom englischen Rechtssystem geprägten Malta ihren Sitz haben, kommt diese Art der Firma sehr häufig vor. Viele dieser Firmen gehören oder gehörten zu teils sehr verschachtelten Firmenkonstruktionen. So gehörte z.B. der bekannte Anbieter bwin lange Zeit zur ElectraWorks Limited, zu der u.a. auch die Marken PartyCasino, Partypoker und SportingBet gehörten.
Geld von Zahlungsanbietern (Paypal, Skrill) zurückfordern
Auch Banken und Zahlungsdienstleister wie PayPal oder Skrill sind verpflichtet, Geld zurückzuzahlen, sofern sie an den Zahlungen beteiligt waren. Denn laut § 4 Abs. 1 GlüStV 2021 ist „die Mitwirkung an Zahlungen im Zusammenhang mit unerlaubtem Glücksspiel […] verboten.“. Allerdings tut sich die Rechtsprechung noch schwer, auch Zahlungsdienstleister dazu zu verurteilen, Verluste zu erstatten. Allerdings erwarten wir in absehbarer Zeit weitere Urteile aus höheren Instanzen, die Spielern die Möglichkeit eröffnen können, nicht nur den Veranstalter des Glücksspiels, sondern auch den Zahlungsdienstleister zu verklagen.
Geld zurück? Was Sie selbst tun können
Um Ihre Verluste zurückzubekommen, gibt es einige Dinge, die Sie selbst tun können. Wenn Sie mit Ihrer Kreditkarte bezahlt haben, können Sie der Abbuchung widersprechen. Weisen Sie dabei auf das illegale Glücksspiel hin und bitten Sie um Zurückbuchung des gezahlten Betrags („Chargeback“). Wenn die Zahlung über das SEPA-Lastschriftverfahren getätigt wurde, können Sie der Abbuchung innerhalb von acht Wochen widersprechen. Auch über einen Online-Bezahldienst können Sie sich das Geld zurückholen. Beauftragen Sie dazu Ihre Bank, das überwiesene Geld von der Bank des Empfängers zurückzuholen.
Der Anbieter eines nicht erlaubten Glücksspiels hat kein Recht, von Ihnen Geld zu fordern!
FAQ
Die regelmäßige Verjährungsfrist für bereicherungsrechtliche Ansprüche beträgt zehn Jahre. Verluste die länger als 10 Jahre zurückliegen, können deshalb nicht mehr geltend gemacht werden.
Sollten Sie im Rahmen eines unerlaubten Glücksspiels einen Gewinn erzielt haben und der Anbieter zahlt nicht, steht Ihnen kein Anspruch auf Auszahlung des Gewinns zu. Die Nichtigkeit des Spielvertrags wirkt in beide Richtungen. Das Casino oder der Wettanbieter darf einen illegal erzielten Gewinn nicht behalten, der Spieler kann die Rückzahlung fordern. Hat der Kunde mit einem unerlaubten Spiel einen Gewinn erzielt, gibt es andererseits auch für ihn keinerlei Rechtsgrundlage auf die er sich zwecks Auszahlung des Gewinns berufen kann. Wir raten Ihnen dazu, sich einen Überblick über Ihre gesamten Ein- und Auszahlungen bei dem jeweiligen Anbieter zu verschaffen. Steht unter dem Strich ein Verlust im Saldo, so können Sie diesen herausverlangen. Der einzelne Gewinn ist dann nur ein Verrechnungsposten.
Es gibt bisher noch keine Urteile zugunsten von Casinos, aufgrund derer Online-Zocker wegen unerlaubten Spiels bestraft wurden. Grundsätzlich macht sich jeder Nutzer von Online-Casinospielen strafbar, dem das Verbot bekannt war. Da dies aber regelmäßig nicht der Fall und ggf. auch schwer nachweisbar ist, ist vor allem entscheidend, ob Sie glaubhaft vermitteln können, dass Ihnen das Verbot nicht bekannt war.
Sollten Sie keinen detaillierten Überblick mehr über Ihre verlorenen Einsätze haben und sich nicht mehr in Ihren Account einloggen können, weil Sie z.B. gesperrt wurden oder sich selbst gesperrt haben, ist dies regelmäßig kein Problem. Glücksspielanbieter im Internet sind nach der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) dazu verpflichtet, Ihnen unverzüglich Auskunft über Ihre eingezahlten Beträge zu geben. Der Betreiber muss Ihnen spätestens innerhalb einer Frist von einem Monat eine Übersicht über alle Ein- und Auszahlungen zur Verfügung stellen. Wir stellen Ihnen auf Anfrage gerne geeignete Vorlagen in deutscher und englischer Sprache für die Abfrage Ihrer Daten zur Verfügung.
Ja. Wenn Sie in mehreren Casinos Geld verloren haben, ist es möglich, das verspielte Geld von jedem einzelnen Online-Glücksspiel zurückzufordern. Egal ob Live Casino, Tischspiele, Online Poker oder Sportwetten: Wir prüfen Ihre Ansprüche kostenlos und bringen in Erfahrung, in welchen Fällen Glücksspiel-Anbieter Ihr Geld erstatten müssen.
Viele Online Casinos, die ihre Spiele in Deutschland anbieten, besitzen keine deutsche oder europäische Lizenz. Die meisten von ihnen haben zudem ihren Firmensitz im Ausland, vor allem in Malta, Gibraltar, Curacao oder auf den Virgin Islands. Grund dafür ist vor allem, dass die Vorschriften, um eine in Deutschland gültige Erlaubnis zu erhalten, deutlich strenger sind als im Ausland. Außerdem müssen in Deutschland deutlich höhere Steuern gezahlt werden, und auch das Verbraucherschutzniveau ist in Deutschland sehr hoch.
Eine ausländische Zulassung reicht jedoch nicht aus, um Online Glücksspiele in Deutschland anbieten zu dürfen. Sobald das Online Casino seine Dienste in Deutschland anbietet, findet das deutsche Recht Anwendung. Mit einer Lizensierung aus dem Ausland würde es für den deutschen Markt also nach § 284 StGB nicht legal zu operieren. Online Casinos mit ausländischen Lizenzen hätten ihre Glücksspiele also in den letzten Jahren gar nicht hierzulande anbieten dürfen.