Welche meiner Daten hat Vodafone an die SCHUFA gegeben?
Schon im November 2021 hatten Recherchen von NDR und Süddeutsche gezeigt, dass Mobilfunkanbieter, wie Vodafone, Telekom und O2, Positivdaten ihrer Kunden an Auskunfteien wie die SCHUFA weitergeben. Dabei handelt es sich nicht um die klassischen Negativdaten, die üblicherweise an die SCHUFA weitergebebnen werden – wie zum Beispiel Informationen über unbezahlte Rechnungen. Stattdessen werden Daten von Kunden weitergegeben, die sich nichts haben zu Schulde kommen lassen und ihre Rechnungen immer pünktlich bezahlt haben. Dennoch erfährt die SCHUFA unter anderem von den Vodafone-Kunden, wie viele Handyverträge sie haben und wann sie diese abgeschlossen haben.
Weitergegeben werden dabei personenbezogene Daten über die Beantragung, Aufnahme und Beendigung eines Telekommunikationsvertrages:
- Name
- Anschrift
- Geburtsdatum
- Informationen über den Abschluss der Verträge
- Referenzen zu den Verträgen
Hieraus ergeben sich potentiell negative Schlussfolgerungen, nämlich, dass Verbraucher sehr oft ihren Mobilfunkanbieter wechseln, sehr viele Verträge haben oder auf andere Weise „unberechenbar“ oder auffällig und damit unattraktive Kunden sind. Somit können auch vermeintlich positive Daten bei der SCHUFA zu negativen Folgen führen. Zumal die SCHUFA diese Positivdaten auch in die Berechnung des Scores hineinfließen lässt. So besteht die Gefahr, dass Positivdaten von Vodafone-Kunden dazu führen, dass diese in Zukunft keinen Handyvertrag mehr bekommen oder Kredite nur zu schlechteren Konditionen.
Diese Datenweitergabe läuft bereits seit 2018 ohne Einwilligung der Kunden und verstößt damit gegen die seit 2018 gültige DSGVO (Datenschutzgrundverordnung). Sowohl die Verbraucherzentrale als auch die Datenschutzkonferenz betonen die Unzulässigkeit dieses Verhaltens.
Auch SCHUFA-Konkurrent CRIF sammelte Daten von Vodafone
Im Oktober 2023 wurde im Zuge der Berichterstattung über die Weitergabe von persönlichen Daten durch Mobilfunkanbieter wie Vodafone bekannt, dass nicht nur die SCHUFA diese Daten erhielt. Auch eine weitere Auskunftei - CRIF - bekam Daten von Vodafone und anderen Anbietern. Diese wurden in einem "Telco Information Platform" genannten Datenpool gesammelt und an die beteiligten Unternehmen auch wieder herausgegeben. Branchenexperten bezeichnen dies als "Mini-SCHUFA für Telekom-Firmen".
Oktober 2023: SCHUFA löscht Daten von 20 Millionen Handykunden
Im Zuge der Berichterstattung wurde bekannt, dass die SCHUFA seit dem 20. Oktober Positivdaten von 20 Millionen Handykunden löscht. Die Auskunftei behauptet, sie tue dies im Zuge der Entscheidung der Datenschutzkonferenz, dass die Übermittlung dieser Daten unrechtmäßig sei. Doch diese Entscheidung fiel bereits im Herbst 2021 - dass sich SCHUFA und Mobilfunkanbieter ausgerechnet jetzt, zwei Jahre später und gerade, als das Thema richtig heißt wird, geeinigt haben, diese Daten zu löschen, spricht für sich...
Dezember 2023: EuGH äußert sich zum SCHUFA Score
Am 07.12.2023 fiel eine wichtige Entscheidung am EuGH. Er urteilte, dass es verboten sei, maßgeblich auf Basis des SCHUFA Scores bei einer Kreditvergabe zu entscheiden. Anwenden lässt sich dieses Urteil nicht nur auf Banken, sondern auch auch Telekommunikationsanbieter oder Energieversorger, wenn diese maßgeblich auf den SCHUFA Score zurückgreifen, um zu entscheiden, ob und welche Verträge sie Kunden anbieten. Zwar sind nationale Ausnahmeregelungen möglich. Doch sowohl der EuGH, als auch das VG Wiesbaden, das dem EuGH diese Fragen zur Entscheidung vorgelegt hatte, äußerten Zweifel daran, dass die deutsche Ausnahmegenehmigung mit EU Recht vereinbar ist. Nun muss das VG Wiesbaden entscheiden und es ist damit zu rechnen, dass nach seinem Urteil der SCHUFA Score in seiner bisherigen Form Geschichte sein wird.