2023: Oberlandesgerichte verurteilen Fiat im Dieselskandal zu Schadensersatz
Nachdem der EuGH und der BGH geurteilt haben, dass betroffenen Käufern bereits dann Schadensersatz zusteht, wenn in ihrem Fahrzeug fahrlässig eine unzulässige Abschalteinrichtung eingebaut wurde, fallen immer mehr verbraucherfreundliche Urteile, bei denen den Klägern bis zu 15% des Kaufpreises zugesprochen wird. Das Fahrzeug können sie dabei behalten.
Auch im Dieselskandal um den Fiat Ducato und betroffene Wohnmobile folgt nun Urteil auf Urteil.
Innerhalb weniger Wochen sprachen im Herbst 2023 sowohl das OLG Naumburg, als auch das OLG Koblenz Schadensersatz im Fiat Dieselskandal zu. Der Besitzer eines Sunlight Wohnmobils bekommt 5.000,00 Euro zugesprochen, der Besitzer eines Hymercar Grand Canyon rund 3.000,00 Euro.
Im November 2023 bestätigt der BGH zudem, das seine neue Rechtsprechung auch auf Wohnmobile, zum Beispiel auf Basis des Fiat Ducato, anzuwenden ist.
Im Dezember 2023 sprach der Oberste Gerichtshof von Österreich (vergleichbar mit dem deutschen BGH) einem Hymer Wohnmobilbesitzer eine Entschädigung in Höhe von 15% des ursprünglich gezahlten Kaufpreises zu. Grund war der von Fiat verbaute Timer, da das Wohnmobil auf einem Fiat Ducato basierte.
Im Mai 2024 folgte das OLG Köln, das einem Kläger ebenfalls 15% des Kaufpreises als Entschädigung für ein mit einem Thermofenster ausgestattetem Wohnmobil der Marke Dethleffs zusprach.
Sommer 2021: KBA bestätigt Unzulässigkeiten bei Wohnmobilen
Im Juni 2021 wird es ernst. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat auf ein Schreiben der Deutschen Umwelthilfe hin bestätigt, dass auch bei eigenen Messungen zu hohe Stickoxidwerte aufgrund von Unzulässigkeiten bei Wohnmobilen festgestellt worden sind. Und zwar schon im vergangenen Jahr. Man habe die entsprechenden Typgenehmigungsbehörden informiert (zu denen im Übrigen auch das KBA selbst zählen müsste), da aber bisher noch keine Maßnahmen ergriffen worden seien, würden weitere Schritte geprüft. Die Unzulässigkeiten in den betroffenen Fahrzeugen müssten entfernt werden.
Zu erwarten ist deshalb in Kürze ein umfangreicher Rückruf für viele Wohnmobile.
Im November 2022 verklagte die Deutsche Umwelthilfe das Kraftfahrt-Bundesamt. Sie wirft dem KBA dabei vor, nicht gegen die unzulässigen Abschalteinrichtungen vorgegangen und Rückrufe der betroffenen Fiat Fahrzeuge ausgesprochen zu haben. Unzulässige Abschalteinrichtungen sollen aus Fahrzeugen mit dem Motor Multijet 180 entfernt werden - dies würde für umfangreiche Rückrufe, gerade auch bei Wohnmobilen sorgen.
Wie sind Wohnmobile in den Dieselskandal verwickelt?
Viele Wohnmobilhersteller setzen auf den Fiat Ducato als Unterbau. Der unter Campern beliebte Fiat Ducato ist jedoch in den Dieselskandal verwickelt. Denn die Abgasreinigung des Ducatos wurde manipuliert – somit stoßen auch viele Wohnmobile viel zu viel Stickoxid aus.
Fiat hat nach ersten Ermittlungsergebnissen die Typenzulassung des so beliebten Basisfahrzeuges Fiat Ducato nur erhalten, indem es Behörden wissentlich bei den Abgastests getäuscht hat. Bereits 2016 ergaben sich bei Abgastests der Deutschen Umwelthilfe erste Verdachtsmomente, die sich nun im Laufe des Jahres 2020 bestätigten.
Im Sommer 2021 bestätigte auch das KBA selbst, dass bei eigenen Messungen Wohnmobile mit Unzulässigkeiten aufgefallen waren.
Halter von betroffenen Fahrzeugen müssen nun befürchten, dass das Fahrzeug stillgelegt wird. Die Folge ist ein erheblicher Wertverlust. Doch Fiat ist auch mit anderen Modellen in den Abgasskandal verwickelt. So fielen auch der Fiat Panda und der Fiat 500 bereits mit stark erhöhten Stickoxidemissionen auf.
So bekommen auch Sie Ihre Entschädigung im Dieselskandal:
Juristisch haben die betroffenen Kunden die gleichen Möglichkeiten wie die getäuschten Kunden von VW oder Mercedes. Aus einer Schadensersatzklage folgt die Rückabwicklung des Kaufvertrages. Bei einer erfolgreichen Schadensersatzklage erhalten Kunden gegen Rückgabe des betroffenen Fahrzeuges den Kaufpreis abzüglich einer Nutzungswertentschädigung für die gefahrenen Kilometer, der sich wie folgt berechnet, erstattet:
Kaufpreis * Gefahrene Kilometer : (Gesamtlaufleistung - Kilometer bei Kauf) = Nutzungswertersatz
80.000 Euro * 20.000km : (350.000km - 30.000 km) = 5.000 Euro
Kaufpreis - Nutzungswertersatz = Schadensersatzbetrag
80.000 Euro - 5.000 Euro = 75.000 Euro
Eine Rückgabe des betroffenen Fahrzeuges ist aber nicht zwingend erforderlich. Seit einem Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Sommer 2023 häufen sich Urteile, bei denen die Hersteller zur Zahlung des sogenannten Differenzschadens verurteilt werden. Dabei wird das Fahrzeug behalten und erfolgreiche Kläger erhalten bis zu 15% des Kaufpreises. Auch bei Wohnmobilen auf Fiat Ducato Basis gibt es aktuell diese Urteile - sogar von Oberlandesgerichten.
Wie hat Fiat im Dieselskandal betrogen?
Bereits seit 2016 gibt es starke Hinweise darauf, dass Fiat in seinen Diesel Fahrzeugen, darunter auch dem Fiat Ducato, unzulässige Abschalteinrichtungen verwendet. Dabei handelt es sich um einen Timer. Das heißt, die Abgasreinigung der Fahrzeuge wird nach etwa 22 Minuten abgeschaltet. Dies sorgt dafür, dass die Autos auf dem Prüfstand, auf dem der Test gut 20 Minuten dauert, immer sehr sauber sind, da die Abgasreinigung dort optimal funktioniert. Bei Fahrten auf der Straße, die länger dauern, wird die Abgasreinigung jedoch abgeschaltet und die Diesel werden entsprechend dreckiger. Tests unter anderem der Deutschen Umwelthilfe haben gezeigt, dass Modelle von Fiat zu den dreckigsten überhaupt gehören und ein Vielfaches der erlaubten Menge an Stickoxid ausstoßen.
Bereits 2016 heißt es in einem Schreiben des Verkehrsministeriums, dass Fiat Diesel Modelle über unzulässige Abschalteinrichtungen verfügen würden. Obwohl dies also von ganz oben kam, passierte anschließend jahrelang nichts.
Fiat hat inzwischen in einem Verfahren bestätigt, dass ein Timer verwendet wird - und begründet das damit, dass die allermeisten Fahrten ohnehin weniger als 22 Minuten dauern würden. Eine wirklich absurde Erklärung.
Nachdem es im Fiat Dieselskandal lange ruhig blieb, trat er 2020 umso stärker wieder an die Oberfläche. Durch eine internationale Razzia wurde der Skandal um manipulierte Diesel von Fiat plötzlich wieder Stadtgespräch. Vor allem, nachdem der Umfang bekannt wurde. Etwa 200.000 Fahrzeuge sollen betroffen sein, darunter viele Wohnmobile.
Europäische Kommission schaltet sich ein
Bereits in 2017 hatte die Europäische Kommission von Italien gefordert, Sanktionen gegen die für unzulässige Abschalteinrichtungen verantwortlichen Autobauer - also Fiat - zu verhängen und ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. Doch bis heute passiert auf italienischer Seite nichts. Nun erhöht die Kommission den Druck. Am 02.12.2021 wurde bekannt, dass sie von Italien erwartet, sich zu erklären. Zwei Monate hat das Land nun Zeit, darauf zu antworten und endlich die erforderlichen Maßnahmen gegen Fiat zu ergreifen. Sollte dies nicht geschehen, würde wohl der Europäische Gerichtshof eingeschaltet.
Welche Hersteller nutzen den Fiat Ducato als Basis?
Viele Wohnmobilhersteller nutzen als Unterbau den Fiat Ducato. Dementsprechend ist auch von einem Fiat Ducato Dieselskandal die Rede. Beispielsweise sind auf diesem Weg die folgenden beliebten Hersteller betroffen:
- Adria
- Bürstner
- Carado
- Carthago
- Challenger
- Chausson
- Clever
- Concorde
- Dethleffs
- Eura Mobil
- Forster
- Frankia
- Hobby
- Hymer
- Karmann
- Knaus
- Laika
- LMC
- Niesmann
- Phönix
- Pilote
- Pössl
- Rapido
- Roller
- Sunlight
- Sunliving
- Weinsberg
- Westfalia
HAHN Rechtsanwälte ist seit 2001 ausschließlich für Verbraucher tätig und gehört zu den erfolgreichsten Kanzleien im Abgasskandal gegen Mercedes, Audi, Porsche und VW.
Wir prüfen kostenfrei Ihren Schadensersatzanspruch!
- Kein Risiko!
- Absolut unverbindlich!
- Individuelle Beratung zu Ihrem Fall!
- Mehr als 30 Jahre auf Verbraucherseite
- Eine der erfolgreichsten Kanzleien im Abgasskandal
Welche Motoren sind vom Fiat Ducato Dieselskandal betroffen?
Betroffen sind verschiedene Multijet Motoren von Fiat, die unter anderem in Wohnmobile auf Basis des Fiat Ducato, aber auch auf Iveco-Basis eingesetzt wurden. Dabei geht es um die Versionen 1.3L, 1.6L, 2.0L, 2.2L, 2.3L und 3.0 Liter. Hinzu kommen die besonders in Wohnmobilen eingesetzten Motoren 110 Multijet, 115 Multijet, 150 Multijet, sowie 180 Multijet.
Staatsanwaltschaft und Polizei haben parallel Listen der untersuchten Motoren herausgegeben.
Betroffene Fiat-Motoren:
- 1,3 Liter Multijet
- 1,3 Liter 16 V Multijet
- 1,6 Liter
- 1,6 Liter Multijet
- 2,0 Liter
- 2,0 Liter Multijet
- 2,2 Liter Multijet II
- 2,3 Liter
- 2,3 Liter Multijet
- 3,0 Liter
- 110 Multijet F1AE3481G
- 115 Multijet 250A1000
- 150 Multijet F1AE3481D
- 180 Multijet F1CE3481E
KBA ließ bewusst illegale Wohnmobile zu
Ein besonderer Skandal ergibt sich aus der Verwicklung des deutschen Verkehrsministeriums in den Fiat Ducato Dieselskandal. Dem Kraftfahrt-Bundesamt ist bereits seit 2016 bekannt, dass Fiat unzulässige Abschalteinrichtungen einsetzt, bei denen nach einer gewissen Zeit die Abgasreinigung ausgeschaltet wird. Doch unternommen wird nichts. Offizielle Rückrufe sind dem KBA bei im Ausland zugelassen Autos zwar nicht möglich, aber mehr als die italienischen Behörden brav zu bitten, doch selbst etwas zu unternehmen, kam bisher nicht vom KBA. Dabei ist bekannt, dass die italienischen Behörden kein Interesse an einer Aufklärung des Fiat Dieselskandals haben. Dafür ist der Staat viel zu eng mit dem Autobauer verstrickt.
Dennoch hat sich das Verkehrsministerium im Fiat Ducato Dieselskandal besonders dreist verhalten. So trat der Verkehrsminister und damalige CDU-Generalsekretär Andreas Scheuer schon 2016 an den damaligen Verkehrsminister Dobrindt heran, um dem Unternehmen Knaus Tabbert, das sich in der Nähe seines Wahlkreises befindet, unter die Arme zu greifen. Der Hersteller hatte Sorge, was die Zulassung seiner mit einem Fiat Ducato Motor ausgerüsteten Wohnmobile angeht. Und die politische Einmischung trug sofort Früchte. Obwohl die Manipulation bekannt war, erließ das KBA für die betroffenen Fahrzeuge die Typengenehmigung. So heißt es in einem Schreiben vom damaligen Verkehrsstaatssekretär an Scheuer:
“Mit dem KBA wurde inzwischen vereinbart, dass die Typengenehmigung für den Hersteller des Aufbaus (Knaus Tabbert) dennoch erteilt wird, damit die deutschen Hersteller, die die Fahrzeugtechnik nicht zu vertreten haben, keine Nachteile haben.“
Das KBA ließ also bewusst illegale Fahrzeuge zu. Umwelt, Gesundheit der Bürger und finanzielle Nachteile der Kunden waren dabei egal. Was zählte, war einzig der wirtschaftliche Erfolg der Unternehmen.
Fiat Modelle stoßen mehr Stickoxid aus als erlaubt
Die Deutsche Umwelthilfe testet im Abgasskandal regelmäßig Diesel darauf, wie viel Stickoxid sie im tatsächlichen Betrieb auf der Straße ausstoßen. Die Ergebnisse sind in den meisten Fällen erschreckend. Besonders negativ sind dabei auch zwei Modelle von Pilote und Dethleffs aufgefallen, beide auf Basis des Fiat Ducato.
Im Zuge des Dieselskandals rund um Fiat hat die DUH zwei Fiat Ducato 150 Multijet Wohnmobile mit der Abgasnorm Euro 5 getestet. Die Ergebnisse sind alles andere als beruhigend. Leichte Nutzfahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 5 dürfen 280 mg/km Stickoxid ausstoßen. Die DUH führte mit den beiden Modellen mehrere Testfahrten durch. Im Durchschnitt ergaben diese für das Modell von Dethleffs einen Wert von knapp 2.800 mg/km Stickoxid, für das Modell von Pilote knapp 2.000 mg/km. Der erlaubte Grenzwert wurde also um ein Vielfaches überschritten. Für Axel Friedrichs von der DUH der die Tests geleitet hat, kann dies nur an einer Abschalteinrichtung liegen. Zumal ja bereits bekannt ist, dass Fiat solche unzulässigen Abschalteinrichtungen nutzt. Die Tests bestätigten insofern nur die Vermutungen.
Die DUH testete noch weitere Wohnmobile auf Fiat Ducato Basis. Auch hier stellte sich heraus, dass sie in der Regel viel zu dreckig waren.
Modell | Motor | Erstzulassung | Abgasnorm | Durchschnittlicher NOx Ausstoß |
---|---|---|---|---|
Challenger Vany Elegance | Fiat Ducato 130 Multijet | 2019 | Euro 6b | 1.520 mg/km |
Hobby K60 FT | Fiat Ducato 130 Multijet | 2019 | Euro 6b | 1.052 mg/km |
Weinsberg Caraloft | Fiat Ducato 150 Multijet | 2019 | Euro 6b | 1.285 mg/km |
Fiat Modelle fallen bei Tests des KBA negativ auf
Bei Tests des Kraftfahrt-Bundesamtes fiel der Fiat Ducato mit extrem hohen NOx-Werten auf. Bei einem Euro 5 Modell (erlaubter Wert von 280 mg/km Stickoxid) ergaben sich im Schnitt mehrerer Testfahrten Werte von weit über 1.000 mg/km, in der Spitze gar bis zu 2.500 mg/km!
Im Bericht hierzu heißt es, dass Fiat diese Werte mit einem Thermofenster erklärt habe. Die Abgasrückführungsrate werde bereits bei Temperaturen unter 20 Grad reduziert. Das sei aus Gründen des Motorschutzes notwendig. Das KBA scheint mit dieser Erklärung einverstanden zu sein, obwohl es sich der Reduzierung der Abgasreinigung unter normalen Bedingungen und einer weiten Auslegung des Thermofensters bewusst ist:
"Diese von der Außentemperatur abhängige Abgasminderungsstrategie reduziert die Wirksamkeit des Emissionskontrollsystems unter Bedingungen, die bei normalem Fahrzeugbetrieb zu erwarten sind. Hinsichtlich der Zulässigkeit der weiten Auslegung des Temperaturbereiches für den Motorschutz wird vom Hersteller angeführt und begründet, dass diese notwendig ist, um den Motor vor Beschädigungen zu schützen."
Ein Fiat Panda erreichte bei den Messungen des KBA gut 800 mg/km - bei einem erlaubten Grenzwert für Euro 5 PKW von 180 mg/km!
Ähnlich schlecht waren die Ergebnisse bei Euro 6 Fahrzeugen. Sowohl der Fiat Ducato als auch der Fiat 500 erreichten hier Werte von über 1.200 mg/km. Ein Vielfaches der erlaubten Menge. Bestätigt wurden diese negativen Ergebnisse durch Tests der Deutschen Umwelthilfe. Ein Fiat 500 mit der Abgasnorm Euro 6 erreichte hier gut das Zehnfache der erlaubten Menge an Stickoxid.
Rückruf im Fiat Dieselskandal
Im November 2021 wurde ein umfangreicher Rückruf für Fiat-Modelle im Dieselskandal bekannt. Betroffen sind dabei die Modelle Fiat Doblo und Fiat 500x. Gebaut wurden sie zwischen 2015 und 2020. Weltweit sind fast 80.000 Fahrzeuge betroffen, davon fast 3.000 in Deutschland. Laut KBA müssen die Emissionswerte unter realen Fahrbedingungen verbessert werden. Dies soll mit Hilfe einer Aktualisierung der Software des Motorsteuergerätes geschehen. Es passiert letztendlich also genau das gleiche, wie zuvor schon bei Millionen weiteren Pkw im Dieselskandal.
Im Dezember 2022 folgte ein weiterer Rückruf für den Fiat 500x - weltweit sind hier nun rund 370.000 Fahrzeuge (von 2015-2016) betroffen. Das Problem: eine "mangelhafte CO/NoX-Umwandlungseffizienz im Katalysator führt zu erhöhten Abgaswerten", so das KBA. Die Fahrzeuge benötigen einen neuen Katalysator. Zudem müssen das Antriebsstrang- und das Getriebesteuergerät neu programmiert werden - klingt verdächtig nach Dieselskandal...
Fiat Konzern: Auch Modelle von Alfa Romeo und Jeep betroffen
Im Juli 2020 fand eine Razzia an mehreren Standorten von Fiat in Deutschland, der Schweiz und Italien statt. Hintergrund war der Verdacht der Ermittler, dass Fahrzeuge von Fiat selbst, aber auch von Alfa Romeo, Jeep und Iveco über unzulässige Abschalteinrichtungen verfügen. Die Rede ist von 200.000 potentiell betroffenen Fahrzeugen.
Bei Alfa Romeo fiel bereits der Giulietta negativ auf, bei Jeep die Modelle Renegade und Grand Cherokee.
Schadensersatz für Jeep Renegade
Im November 2023 sprach das Landgericht Cottbus bei einem Jeep Renegade aufgrund des Thermofensters Schadensersatz zu - und zwar nach § 826 BGB. Das heißt, das Fahrzeug kann gegen Erstattung des Kaufpreises (und unter Anrechnung einer Nutzungsentschädigung) zurückgegeben werden.
Auch in den USA sind diverse Modelle, die zum Fiat Konzern gehören, in den Abgasskandal verwickelt. So zahlte Fiat Chrysler bereits 800 Millionen Dollar, darunter zivilrechtliche Strafen und Zahlungen an betrogene Kunden. Im Sommer 2022 folgten weitere 300 Millionen Dollar, wobei sich Fiat Chrysler der Verschwörung zum Betrug für schuldig bekannte. Gut 100.000 Fahrzeuge, darunter der Jeep Grand Cherokee und der Ram 1500 sollen in den USA mit einer unzulässigen Abschalteinrichtung ausgestattet sein.
Iveco ist ebenfalls umfangreich in den Dieselskandal, speziell bei Wohnmobilen, verwickelt.
Hier finden Sie umfassende Informationen zum Iveco Abgasskandal.
Welche Möglichkeiten haben Sie im Fiat Ducato Abgasskandal?
Betroffene Fahrzeughalter können von Fiat Schadensersatz verlangen. Wenn nach § 826 BGB Schadensersatz zugesprochen wird, geht der manipulierte Wagen an den Hersteller zurück. Dieser muss im Gegensatz den Kaufpreis erstatten.
2020 wurden die ersten Klagen im Fiat Ducato Dieselskandal eingereicht. Die juristische Aufarbeitung hat damit begonnen. In einem Skandal, der eigentlich bereits seit 2016 bekannt war, dann aber vier Jahre lang unter den Teppich gekehrt wurde.
Der europäische Gerichtshof hat Anfang 2020 den Weg frei gemacht für betroffene Fahrer, die einen ausländischen Wagen fahren (also zum Beispiel einen Fiat), aber in ihrem Heimatland, also in Deutschland klagen möchten.
Befindet sich in Ihrem Fiat, Alfa Romeo, Jeep oder in Ihrem Fiat Ducato Transporter oder Wohnmobil auf der Basis des Fiat Ducato oder eines Iveco eine unzulässige Abschalteinrichtung, haben Sie Anspruch auf Schadensersatz. Dass die vorhandenen Abschalteinrichtungen unzulässig sind, hat sogar das KBA bereits bestätigt. Wird die Abgasreinigung nach etwas über 20 Minuten abgeschaltet, so dass das Auto nur auf dem Prüfstand den erlaubten Grenzwert an Stickoxid nicht unterschreitet, auf der Straße aber ein Vielfaches davon ausstößt, ist die dafür verantwortliche Abschalteinrichtung nicht zulässig.
Spricht Ihnen das Gericht Schadensersatz nach §826 BGB zu, können Sie das manipulierte Fahrzeug zurückgeben. Der Hersteller muss Ihnen dafür den Kaufpreis erstatten. Für die gefahrenen Kilometer müssen Sie sich eine Nutzungsentschädigung anrechnen lassen. Angesichts eher niedriger Laufleistungen bei Wohnmobilen dürfte sich dieser Abzug jedoch in Grenzen halten.
Schadensersatz und Wohnmobil wird behalten
In einem Aufsehen erregenden Urteil zeigte sich der BGH im Juni 2023 von einer neuen, verbraucherfreundlichen Seite. Demnach können Käufer von Fahrzeugen mit unzulässiger Abschalteinrichtung bereits dann einen Anspruch auf Entschädigung haben (und zwar in Höhe von bis zu 15% des Kaufpreises), wenn dieser Einbau nur fahrlässig erfolgte. Der Nachweis einer vorsätzlichen sittenwidrigen Schädigung ist nicht mehr notwendig. Mittlerweile hat der BGH diese Rechtsprechung auch bei Wohnmobilen bestätigt.
Erste Urteile gegen Fiat
Im März und April 2021 wurde Fiat Chrysler Automobiles erstmals zu Schadensersatz für Wohnmobile verurteilt. In beiden Fällen handelte es sich um Versäumnisurteile. Das heißt, die Anwälte des Herstellers erschienen gar nicht erst zur Verhandlung. Die beiden Gerichte sahen einen Schadensersatzanspruch aus § 826 BGB. Die Kläger können ihre Fahrzeuge (von Roller Team bzw. Forster) zurückgeben und erhalten den Kaufpreis erstattet. Lediglich eine Nutzungsentschädigung für bereits gefahrene Kilometer müssen sie sich dabei anrechnen lassen.
Im Mai folgte ein weiteres Urteil - hier vom Landgericht Görlitz gesprochen. Betroffen war in diesem Fall ein Wohnmobil der Marke Challenger - auf Basis des Fiat Ducato. Inzwischen liegen vom Landgericht Stade bereits vier Versäumnisurteile vor. Es folgte ein Versäumnisurteil des LG Gera zu einem Wohnmobil des Herstellers Carado.
Im Juli verurteilte das Landgericht Nürnberg-Fürth Stellantis zur Zahlung von Schadensersatz. Streitgegenständlich war in diesem Fall ein Fahrzeug des Herstellers Knaus.
Im August folgte die Verurteilung eines Händlers hinsichtlich eines Wohnmobils von Pilote. Dieser wurde in einem Teilversäumnisurteil dazu verurteilt, den Kaufpreis um 25% zu mindern und dem Käufer fast 18.000 Euro zu erstatten.
Im September 2021 gab es drei weitere Versäumnisurteile gegen Fiat und zwar von den Landgerichten Oldenburg, Schwerin und Heilbronn.
Im Herbst folgten dann Verurteilungen von Fiat zu Schadensersatz durch Gerichte in Dortmund, Baden-Baden, Frankenthal und Hildesheim.
Mit Beschluss vom 24.02.2022 kündigte das Oberlandesgericht Köln an, die Berufung von Fiat gegen ein Versäumnisurteil des LG Aachen zurückzuweisen. Dies könnte der endgültige Durchbruch im Fiat Dieselskandal sein.
2023: Oberlandesgerichte verurteilen Fiat zu Schadensersatz
Im Nachgang zum BGH Urteil aus dem Sommer 2023 wird Fiat regelmäßig zur Zahlung des Differenzschadens verurteilt. Dabei können die erfolgreichen Kläger ihr Wohnmobil behalten und bekommen eine Entschädigung in Höhe von bis zu 15% des Kaufpreises zugesprochen.
- OLG Naumburg: Fast 5.000 Euro bekommt der Käufer eines Wohnmobils von Sunlight zugesprochen.
- OLG Koblenz: Der Kläger bekommt 5% des Kaufpreises zugesprochen, rund 3.000,00 Euro. Das betroffene Fahrzeug ist ein Hymercar Grand Canyon.