Unterschied Pflichtrückruf und freiwillige Maßnahme
Wenn Sie ein Schreiben vom Kraftfahrt-Bundesamt, bzw. vom Hersteller Ihres Autos bekommen, dann sollten Sie die darin enthaltenen Formulierungen prüfen. So können Sie erkennen, ob es sich um einen Pflichtrückruf oder eine freiwillige Kundendienstmaßnahme handelt. Bei einem Pflichtrückruf weist der Hersteller in der Regel darauf hin, dass bei Nichtbeachten die Stilllegung des Fahrzeugs droht. Wenn Sie das erste Schreiben ignorieren, werden Sie noch einige Male aufgefordert, Ihren Diesel in die Werkstatt zu bringen. Bei andauernder Weigerung, der Rückrufaktion Folge zu leisten, kann Ihr Wagen tatsächlich stillgelegt werden - auf Ihre Kosten.
Die Schreiben, zu einer Teilnahme an der freiwilligen Kundendienstmaßnahme einladen, unterscheiden sich nur wenig von den Schreiben, die über einen Pflichtrückruf informieren. Auch hier ist von einem Software-Update die Rede, das die Stickoxid-Emissionen senken soll.
Das Aufspielen des Updates geht schnell und ist für die Kunden kostenlos. Dennoch gilt es zu beachten: Im Anschluss muss mit Extrakosten für einen dann plötzlich stark erhöhten Sprit- und AdBlue-Verbrauch gerechnet werden. Nicht alle Diesel-Autos vertragen diese technische Maßnahme ohne negative Folgen. Kunden, deren Fahrzeug, das Update bereits bekommen hat, berichten von einer nachlassenden Leistung, kaputten AGR-Ventilen oder gar Motorschäden.
Wir raten deshalb dazu, das Update nicht freiwillig aufspielen zu lassen. Sie müssen jedoch bedenken, dass es regelmäßig vorkommt, dass freiwillige Rückrufaktionen in verpflichtende umgewandelt werden (die dann natürlich nicht mehr ignoriert werden können).
Wichtig zu wissen ist bei den ganzen Rückrufen, dass viele Gerichte keinen Unterschied machen. Regelmäßig sprechen sie aufgrund von vorsätzlicher und sittenwidriger Schädigung Schadensersatz zu - und zwar auch bei Fahrzeugen, die bisher lediglich im Zuge einer freiwilligen Maßnahme das Update bekommen konnten. Ein Pflichtrückruf ist deshalb kein zwingendes Kriterium für einen Anspruch auf Schadensersatz.
Gleiches gilt nach der neuen Rechtsprechung des BGH, die seit dem Juni 2023 gilt. Auch hier kann eine Entschädigung in Höhe von bis zu 15% des Kaufpreises zugesprochen werden, wenn der Hersteller fahrlässig eine unzulässige Abschalteinrichtung eingebaut hat. Ganz unabhängig davon, ob das Fahrzeug bereits verpflichtend oder auch nur freiwillig zurückgerufen worden ist.
Rückrufe bei Daimler im Dieselskandal
Bei Schreiben der Daimler AG gilt es ganz besonders die Formulierungen zu prüfen. Etwa 3 Millionen Kunden in Europa werden informiert, dass für ein Auto ein Update zur Verfügung steht. Das betrifft in etwa 1,4 Millionen Fällen einen Pflichtrückruf, in den restlichen eine freiwillige Kundendienstmaßnahme. Alleine in Deutschland sind 600.000 Autos von Mercedes-Benz mit Dieselmotor zurückgerufen worden.
Die Daimler AG gehört zu den Herstellern, die weiterhin behaupten, nicht geschummelt zu haben. Daimler hält alle verwendeten Abschalteinrichtungen (und das sind viele) für legal. Das KBA hat dagegen mindestens 5 illegale Abschalteinrichtungen ausgemacht.
Die Rückrufe wurden dabei in Wellen angeordnet. Zunächst waren vorwiegend Euro 6 Fahrzeuge betroffen, schließlich auch viele mit der Abgasnorm Euro 5. Fand das KBA eine neue Abschalteinrichtung, die es für unzulässig hält, gab es eine neue Welle und neue Motoren und Modelle waren plötzlich betroffen.
Da das Kraftfahrt-Bundesamt in seiner Rückruf-Datenbank verschiedene Modelle in einem Eintrag zusammenfasst, keine genauen Angaben macht und zudem die Rückrufe erst weit (teilweise Jahre!) nach ihrem Bekanntwerden in die Datenbank einträgt, sind verlässliche Zahlen leider Mangelware.
Im Folgenden zeigen wir Ihnen dennoch soweit möglich die von Mercedes betroffenen Fahrzeuge auf, die Teil einer verpflichtenden Rückrufaktion im Dieselskandal sind.
Die Rückrufe ohne Code sind dabei in der KBA-Datenbank noch nicht enthalten, wurden jedoch durch Daimler selbst bereits bestätigt.
Modell | Abgasnorm | Baujahr | Rückruf-Code |
---|---|---|---|
A 160 CDI, A 180 CDI, A 200 CDI, B 180 CDI, B 200 CDI | Euro 5 | 2009-2012 | 5497507 |
C 180 BlueTEC, C 180d, C 200 BlueTEC, C 200d | Euro 6 | 2014-2018 | 5499302 |
C 220 CDI, C 250 CDI, E 200 CDI, E 220 CDI, E 250 CDI, S 250 CDI | Euro 5 | 2008-2014 | 5497507 |
C 300 BlueTEC Hybrid, C 300 h, C 300 Hybrid, S 300 BlueTEC Hybrid, S 300 h | Euro 6 | 2013-2016 | 5499636 |
E 250 CDI 4MATIC | Euro 5 | 2010-2011 | 5497507 |
E-Klasse | Euro 5 | 2009-2011 | 5496128 |
G 350d | Euro 6 | 2015 | ? |
GL 350 BlueTEC 4MATIC | Euro 6 | 2012-2015 | 5496121 |
GLC 220d 4MATIC, GLC 250d 4MATIC | Euro 6 | 2015-2016 | 5499636 |
GLE 250d, GLE 250d 4MATIC | Euro 6 | 2015-2018 | 5499636 |
GLE 250d, GLE 250d 4MATIC | Euro 6 | 2011-2015 | 5496143, 5498917 |
GLE 350d 4MATIC | Euro 6 | 2013-2017 | 5496121, 5496142 |
GLK 200 CDI, GLK 220 CDI, GLK 220 CDI 4MATIC | Euro 5 | 2012-2015 | 5496127 |
GLK 220 BlueTEC 4MATIC, GLK 250 BlueTEC 4MATIC | Euro 6 | 2012-2015 | 5499636 |
GLS 350d 4MATIC | Euro 6 | 2015-2017 | 5496121 |
ML 250 BlueTEC 4MATIC | Euro 6 | 2011-2015 | 5499636 |
ML 350 BlueTEC 4MATIC | Euro 6 | 2012-2015 | 5496121 |
S 350 BlueTEC, S 350 d, S 350 BlueTEC 4MATIC, S 350 d 4MATIC | Euro 6 | 2013-2017 | 5496121 |
SLK 250d, SLC 250d | Euro 6 | 2015-2017 | 5499303 |
Sprinter | Euro 6 | 2015-2018 | NC3M651R |
Sprinter, Vito, Viano | Euro 5 | 2010-2014 | NC2II651R, NC3II6515R |
Vito, Vito Tourer | Euro 6 | 2014-2016 | VITN51A, VITN51AR |
Vito, Vito Tourer, Marco Polo | Euro 6 | 2015-2018 | VITM622, VITM622R |
V-Klasse, Vito, Vito Tourer, Marco Polo | Euro 6 | 2014-2018 | VS2M651R, VS2M651KI |
2023: Neuer Rückruf bei Mercedes
Im Februar 2023 veröffentlichte das KBA in seiner Rückruf-Datenbank einen neuen Eintrag. Fast 20.000 Fahrzeuge müssen weltweit in die Werkstatt, und zwar aufgrund einer unzulässigen Abschalteinrichtung. Es handelt sich um die Modelle A-Klasse, B-Klasse, CLA und GLA mit dem Motor OM 607, der Abgasnorm Euro 6 und den Baujahren 2014-2017. Der Rückruf läuft unter dem Hersteller-Code 5499024.
Rückruf für über 100.000 Mercedes Diesel wegen Thermofenster
Im Dezember wird bekannt, dass Mercedes über 100.000 Diesel in die Werkstatt holen muss, um bei den Fahrzeugen ein unzulässiges Thermofenster zu entfernen. Es handelt sich dabei um einen vom KBA angeordneten Pflicht-Rückruf. Da der Rückruf in der Datenbank des KBA noch nicht eingetragen wurde, ist nicht bekannt, um welche Modelle es konkret geht. Lediglich, dass der E 350 BlueTEC betroffen ist, ist sicher. Laut Mercedes sind verschiedene Modelle der Abgasnormen Euro 5 und Euro 6b betroffen.
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Diesel Rückrufe bei Audi
Audi ist ganz tief in den Abgas-Skandal verstrickt. Die VW-Tochter hat nicht nur die von VW entwickelten Motoren EA189 und EA288 in seinen kleineren Modellen genutzt, sondern auch selbst aktiv die Abgasreinigung seiner 3.0 und 4.2 Liter Motoren manipuliert. Entsprechend viele Audis sind von Rückrufen betroffen.
Zunächst sind die folgenden Audi-Modelle mit EA189 Motor verpflichtend zurückgerufen worden:
- A1 (Euro 5)
- A3 (Euro 4 und Euro 5)
- A4 (Euro 4 und Euro 5)
- A5 (Euro 4 und Euro 5)
- A6 (Euro 5)
- Q3 (Euro 4 und Euro 5)
- Q5 (Euro 4, Euro 5 und Euro 6)
- TT (Euro 4 und Euro 5)
Dabei handelt es sich um die Rückrufmaßnahme mit dem Code 23Q7.
In einem zweiten Schritt gab es verpflichtende Rückrufe für Audi-Modelle mit den hauseigenen 3.0 und 4.2 Liter Motoren. Hiervon sind die folgenden Fahrzeuge betroffen:
- A4 (Euro 6)
- A5 (Euro 6)
- A6 (Euro 5 und Euro 6)
- A7 (Euro 5 und Euro 6)
- A8 (Euro 5 und Euro 6)
- S6 (Euro 5)
- S7 (Euro 5)
- Q5 (Euro 6)
- Q7 (Euro 6)
- SQ5 (Euro 6)
Die dazugehörigen Schreiben enthalten den Code 23X6.
EA288 und Rückruf NACH Update
Und schließlich ist auch der VW-Motor EA288 im Abgasskandal betroffen. Da dies noch eine recht neue Entwicklung ist, gibt es bisher vor allem (abgesehen von einem Pflichtrückruf für ein VW-Modell) freiwillige Rückrufe. Diese möchten wir dennoch hier mit aufnehmen, da damit gerechnet werden muss, dass diese in Zukunft verpflichtend werden. Gleiches gilt für Audis mit EA189 Motor, die zum zweiten Mal zurückgerufen werden, nachdem sie bereits das Update bekommen haben.
Bei Audi handelt es sich hier insgesamt um drei Rückrufe.
23CO: Unter dem Rückruf-Code 23CO werden seit Ende 2020 Audi-Diesel zurückgerufen, die über den Motor EA288 verfügen. Noch ist nicht bekannt, welche Modelle alle davon betroffen sind, mindestens jedoch der Audi A3. In dem Schreiben spricht der Hersteller davon, dass die Fahrzeuge ein Software-Update erhalten sollen, das die Stickoxid-Emissionen reduzieren soll.
23CY: Seit Ende 2020 läuft bereits die Feldmaßnahme 23CY. Auch sie betrifft Audi-Fahrzeuge mit dem EA288 Motor. Im Schreiben, das die Kunden nicht vom Hersteller selbst bekommen, sondern vom Händler, heißt es, man habe ein freiwilliges Software-Update des Motorsteuergerätes entwickelt, das eine Reduzierung der Stickoxid-Emissionen, also eine Verbesserung des Abgasverhaltens bewirke.
23CT: Die Aktion mit dem Rückruf-Code 23CT wiederum läuft seit Oktober 2020 und betrifft Audi-Fahrzeuge mit EA189 Motor, die nun bereits zum zweiten Mal zurückgerufen werden. Einen entsprechenden Pflichtrückruf gibt es bereits für den VW Eos, bei dem das Kraftfahrt-Bundesamt nach dem ursprünglichen Update eine neue unzulässige Abschalteinrichtung entdeckt hatte. Dabei handelt es sich um eine Fahrkurvenerkennung und davon abhängige Optimierung der Stickoxidemissionen auf dem Prüfstand. Nun werden also nach und auch Audi-Fahrzeuge ein weiteres Mal in die Werkstatt gebeten. Die Vermutung, dass der Hersteller mit diesen noch freiwilligen Rückrufen weitere Pflichtrückrufe wie bei VW Eos verhindern will, liegt nahe. Es muss deshalb damit gerechnet werden, dass dieser, wie auch die obigen beiden Rückrufe, in näherer Zukunft nicht nur auf weitere Modelle ausgeweitet, sondern früher oder später auch verpflichtend werden.
Millionen VW (Seat, Skoda) Diesel zurückgerufen
Indem der VW-Konzern im September 2015 zugab, die Abgasreinigung von Millionen Fahrzeugen manipuliert zu haben, begann der Abgasskandal. Zunächst stand ausschließlich der von VW entwickelte Motor EA189 im Fokus. Dieser war in etlichen VW-Modellen, aber auch bei Audi, Seat und Skoda eingesetzt worden. Im Mai 2020 machte der Bundesgerichtshof mit einem Urteil offiziell, dass betroffene VW-Kunden aufgrund einer vorsätzlichen und sittenwidrigen Schädigung einen Anspruch auf Schadensersatz haben.
Das KBA hatte mehrere Millionen Autos zurückgerufen. Bei der Volkswagen AG waren dies die folgenden Modelle mit dem EA189 Diesel-Motor:
- Amarok
- Beetle
- Caddy
- CC
- Eos
- Golf
- Jetta
- Passat
- Polo
- Scirocco
- Sharan
- T5
- Tiguan
- Touran
Es handelt sich dabei um 1.2, 1.6 und 2.0 Liter Diesel. Der VW-Rückruf läuft unter dem Code 23R7.
Für den VW Crafter mit dem Motor EA189 läuft zudem unter dem Code 23BD seit November 2020 ein verpflichtender Rückruf. Ob es sich dabei um einen Nachzügler des ersten großen EA189 Rückrufs handelt, oder eine andere Aktion, ist nicht klar.
Über die Motoren der Audi AG ist auch der VW Touareg in den Diesel-Abgasskandal verwickelt.
Dabei handelt es sich um den VW Touareg 3.0 L mit der Abgasnorm Euro 6 und den Baujahren 2014-2017. In Deutschland sind über 26.000 Fahrzeuge von diesem Rückruf betroffen. In der Datenbank des KBA wird er unter dem Code 23Y3 geführt.
Sorgenkinder EA288 und Software-Update
In 2020 hatte der Volkswagen-Konzern gehofft, durch das BGH-Urteil und das mit einem Vergleich beendete Musterfeststellungsverfahren den Abgas-Skandal hinter sich lassen zu können. Doch weit gefehlt, denn parallel begann sich der VW-Skandal um den neuen Euro 6 Motor EA288 zu entwickeln. Bereits im April 2019 hatte das Kraftfahrt-Bundesamt einen ersten verpflichtenden VW-Rückruf für Diesel mit diesem Motor bekannt gemacht. Dabei handelte es sich um den VW T6. Weltweit mussten fast 200.000 Fahrzeuge ein Software-Update bekommen, in Deutschland waren es alleine fast 90.000. Das KBA monierte, dass bei den Euro 6 2.0 L VW-Fahrzeugen aus den Jahren 2014 bis 2017 der Grenzwert für Stickoxide überschritten werde. Der dazu gehörige Code lautet 23Z7.
23X4: Unter dem Code 23X4 ruft die Volkswagen AG bereits seit Ende 2019 den VW Golf 7 (mit EA288) zurück - noch auf freiwilliger Basis. Immer wieder sprechen Gerichte bei diesem Auto Schadensersatz zu, weil sie sich überzeugt zeigen, dass eine unzulässige Abschalteinrichtung vorhanden ist. Der Gedanke, dass VW deshalb mit dieser Maßnahme einen größeren Pflichtrückruf für den Golf 7 verhindern will, liegt nahe.
23CY: Seit Ende 2020 bekommen VW-Kunden Post vom Händler. Darin werden sie über eine Feldmaßnahme aufgeklärt. Auch hier geht es um ein freiwilliges Software-Update für EA288 VW-Fahrzeuge. Die gleiche Aktion betrifft auch die VW-Töchter Audi, Seat und Skoda.
23AO: Hierbei handelt es sich um einen verpflichtenden VW-Rückruf für Autos, die im Zuge des ursprünglichen Diesel-Skandals rund um den EA189 Motor bereits ein Update erhalten hatten. Betroffen ist bisher nur der VW Eos, doch es liegt nahe, dass der Volkswagen-Konzern auch bei anderen Modellen erneut manipuliert hat. Das KBA hat sich ausführlich zu diesem neuerlichen Rückruf geäußert und die Hintergründe erläutert:
"In dem betroffenen Fahrzeug wird eine Strategie zur Erhöhung der Raten der Abgasrückführung (AGR) nahezu ausschließlich unter den Bedingungen der Prüfung Typ 1 der Verordnung (EG) Nr. 715/2007 genutzt. Die Strategie wird genutzt, solange die definierte Fahrkurve des Typprüfzyklus NEFZ (Neuer europäischer Fahrzyklus) mit einer geringen Toleranz erkannt wird. Mit Nutzung der Strategie wird der Emissionsgrenzwert für Stickoxide eingehalten. Schon kleine Abweichungen im Fahrprofil führen zur Abschaltung der Strategie. Dadurch wird die Wirksamkeit der AGR verringert und die Stickoxidwerte erhöhen sich. Diese Strategie wurde durch das Kraftfahrt-Bundesamt als unzulässige Abschalteinrichtung bewertet. "
SEAT
Der VW-Abgasskandal betraf nicht nur Autos von der Volkswagen AG selbst, sondern auch solche, unter anderem, von Seat. Denn auch sie nutzten den Dieselmotor EA189. Bei Seat waren dabei 700.000 Fahrzeuge vom verpflichtenden Rückruf betroffen.
- Alhambra
- Altea
- Exeo
- Ibiza
- Leon
- Toledo
Die Rückrufdatenbank des Kraftfahrt-Bundesamtes führt diese Rückrufe unter dem Code 23S1.
23AJ: Seit 2020 werden Seat-Kunden über die Servicemaßnahme 23AJ informiert. Durch ein Update sollen dabei die Stickoxidemissionen reduziert werden. Die Maßnahme betrifft Seat Diesel mit dem Diesel-Motor EA288, also dem relativ neuen Motor mit Euro 6 Abgasnorm.
23CJ: Im April 2021 berichten vermehrt Seat-Fahrer über ein Schreiben, das auf eine weitere freiwillige Rückrufaktion hinweist. Auch hier geht es um den Motor EA288. Vornehmlich ist der Seat Leon betroffen. Warum Seat hier für den gleichen Motor zwei parallele Maßnahmen durchführt, ist nicht klar.
SKODA
Auch Skoda ist vom VW-Abgasskandal betroffen. Denn auch diverse Skoda-Modelle nutzen den Dieselmotor EA189. 300.000 Fahrzeuge wurden deshalb zurückgerufen.
- Fabia
- Octavia
- Rapid
- Roomster
- Superb
- Yeti
Die entsprechenden Schreiben, die die Kunden erhalten, tragen den Code 23R6.
Rückrufe im Porsche Dieselskandal
Diesel-Pkw der VW-Tochter Porsche sind über die Audi AG in den Diesel Abgasskandal hineingeraten. Denn die Diesel von Porsche nutzen Motoren, die von Audi entwickelt und produziert wurden. Das schützt jedoch natürlich nicht vor Rückrufen!
Alle drei Porsche-Modelle mit Dieselmotor sind dabei betroffen und bereits zurückgerufen worden. Die Rückrufe sind bei Porsche daher besonders umfangreich. Dabei ist der Hersteller einer der wenigen, die relativ proaktiv damit umgehen und die betroffenen Fahrzeuge auf der eigenen Website nennen.
Verpflichtende Rückruf-Aktionen bei Porsche:
- Cayenne 3.0 L (Euro 6), Baujahr 2014-2017, Rückruf-Code AH09
- Cayenne 4.2 L (Euro 5), Baujahr 2013-2018, Rückruf-Code ALA1
- Cayenne 4.2 L (Euro 6), Baujahr 2015-2017, Rückruf-Code ALA9
- Macan 3.0 L (Euro 6), Baujahr 2014-2018, Rückruf-Code AJ07
- Panamera 4.0 L (Euro 6), Baujahr 2016-2017, Rückruf-Code AKB0
Über 30.000 Diesel-Autos von Porsche sind damit alleine in Deutschland verpflichtend zurückgerufen worden. Weltweit sind es gar etwa 100.000 Fahrzeuge.
Auch BMW Modelle zurückgerufen
Anfang 2018 machte das Kraftfahrt-Bundesamt eine Diesel Rückrufaktion bei BMW öffentlich. Die Behörde gab bekannt, dass sie bei zwei Modellen eine unzulässige Abschalteinrichtung entdeckt hatte. Diese müsste durch ein Software-Update entfernt werden, damit so die Vorschriftsmäßigkeit der Autos wiederhergestellt werden könnte. O-Ton des KBA:
"Falsche Software manipuliert die Abgasreinigung."
BMW selbst weist jedoch jeden Manipulationsvorwurf von sich. Es habe sich lediglich um einen handwerklichen Fehler gehandelt. Versehentlich sei auf die nun betroffenen Autos eine Software aufgespielt worden, die eigentlich für SUV-Modelle gedacht war.
Von diesem Pflichtrückruf sind diese Modelle betroffen:
- 750D 3.0 L (Euro 6)
- M550D 3.0 L (Euro 6)
Weltweit sind hiervon 11.700 Diesel-Pkw betroffen, in Deutschland ca. 5.000.
Betroffene Kunden erhalten ein Schreiben vom KBA, bzw. von der BMW AG, in der dieser Rückruf unter dem Code 0013760200 geführt wird.
Opel Diesel ebenfalls von Rückrufen betroffen
Der Diesel Rückruf bei Opel hat eine interessante Geschichte, der sowohl die enge Zusammenarbeit zwischen dem KBA und den Herstellern, als auch die Weigerung der Hersteller, Verantwortung zu übernehmen, beleuchtet.
Denn nachdem das Kraftfahrt-Bundesamt in einigen Euro 6 Diesel-Modellen von Opel eine unzulässige Abschalteinrichtung entdeckt hatte, erlaubte es dem Autobauer, diese im Zuge einer freiwilligen Maßnahme zu entfernen, statt direkt einen verpflichtenden Rückruf anzuordnen. Doch Opel verschleppte die Aktion und im Oktober 2018 ordnete das KBA dann schließlich doch einen Pflichtrückruf an. Und wie dankte Opel dem KBA diese Rücksichtnahme? Beeilte man sich, die Maßnahme nun endlich vernünftig durchzuführen? Nein! Opel stellte am Verwaltungsgericht Schleswig-Holstein einen Eilantrag, um den Rückruf zu verhindern. Nachdem man dort scheiterte, ging man sogar noch zum Oberverwaltungsgericht, doch auch dieses lehnte den Eilantrag Ende 2019 ab.
Opel muss den Rückruf nun also doch durchführen. Betroffen sind die folgenden Modelle:
- Opel Zafira 1.6 L (Euro 6)
- Opel Zafira 2.0 L (Euro 6)
- Opel Insignia 2.0 L (Euro 6)
- Opel Cascada 2.0 L (Euro 6)
Alle Modelle sind zwischen 2013 und 2016 produziert worden.
Weltweit sind 100.000 Diesel-Fahrzeuge betroffen, davon in Deutschland 32.000.
Seit Anfang Januar 2020 findet sich der Rückruf auch in der Datenbank des KBA. Der Herstellercode, der sich in den Anschreiben an betroffene Opel-Fahrer findet, lautet E15-2025000 (17-R-021).
Neuer Rückruf in 2022
Seit Februar 2022 findet sich in der Datenbank des KBA ein weiterer Eintrag zu verpflichtenden Rückrufen im Opel Dieselskandal. Hier sind die folgenden Modelle betroffen:
- Opel Astra (1.3 und 1.6 Liter, Euro 6)
- Opel Corsa (1.3 und 1.6 Liter, Euro 6)
- Opel Insignia (1.3 und 1.6 Liter, Euro 6)
Weltweit sind 400.000 Fahrzeuge von diesem Opel Rückruf betroffen, davon in Deutschland 75.000. Der Rückruf-Code lautet: E222115640 (22-C-013) O7A. Bereits im Sommer 2021 war dieser Rückruf unter dem Code 21-R-054 als freiwillige Aktion an betroffene Opelkunden herangetragen worden.
Zusammenfassung der Rückruf-Codes (VW, Audi, Seat, Skoda):
- 23Q7: Audi, EA189 (Pflicht)
- 23X6: Audi, 3,0 und 4,2 Liter Motoren (Pflicht)
- 23CO: Audi, EA288
- 23CY: Audi und VW, EA288
- 23CT: Audi, EA189 mit Software-Update
- 23R7: VW, EA189 (Pflicht)
- 23Y3: VW Touareg (Pflicht)
- 23X4: VW Golf, EA288
- 23Z7: VW T6, EA288 (Pflicht)
- 23BD: VW Crafter, EA189 (Pflicht)
- 23AO: VW Eos, EA189 mit Software-Update (Pflicht)
- 23S1: Seat, EA189 (Pflicht)
- 23AJ: Seat, EA288
- 23CJ: Seat, EA288
- 23R6: Skoda, EA189 (Pflicht)
- 23AX: Skoda, EA288
FAQs
Weigern Sie sich bei einem Pflichtrückruf, Ihr Diesel-Fahrzeug in die Werkstatt zu bringen, damit es dort ein Software-Update bekommen kann, müssen Sie in letzter Konsequenz mit der Zwangsstilllegung Ihres Wagens rechnen. Eine Einladung zur Teilnahme an einer freiwilligen Maßnahme können Sie dagegen ignorieren. Im Dieselskandal kommt es jedoch regelmäßig vor (wie beispielsweise bei Mercedes oder Opel), dass Rückrufe, die zunächst freiwillig sind, nach wenigen Wochen oder auch noch später in eine verpflichtende Rückrufaktion umgewandelt werden.
Seit Ende 2020 laufen verschiedene (noch) freiwillige Rückrufe für Modelle der Volkswagen AG, aber auch von Seat, Skoda und Audi mit dem neuen Motor EA288. Eine gesonderte Maßnahme gibt es dabei für den VW Golf 7.
Das Kraftfahrt-Bundesamt hat in ersten Fahrzeugen von VW, die bereits das Software-Update bekommen haben, erneut eine unzulässige Abschalteinrichtung entdeckt. Der EOS verfügt nach dem Update über eine Fahrkurvenerkennung mit davon abhängiger Stickoxidoptimierung auf dem Prüfstand. Auch diese Abschalteinrichtung ist unzulässig und muss entfernt werden. Entsprechende (noch) freiwillige Rückrufe gibt es zudem bereits bei Audi.